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Augenprobleme beim Meerschweinchen

Krankheitszeichen / Symptome:

Augenentzündungen: Um die Augen bildet sich ein milchig-wässriger Ausfluss. Rund um das Auge sind Verklebungen und nasse Stellen im Fell. Im weiteren Verlauf schwillt das Auge zu, es sieht aus, als ob die Meerschweinchen ihre Augen zukneifen. Die Augenränder sind gerötet. Am Auge findet sich mitunter auch getrockneter Ausfluss.

Hervor quellende Augen: Quillt das Auge aus der Höhle oder ist es verdickt, könnte die Ursache für die Entzündung auch ein Tumor hinter dem Auge sein, in dem Fall sollte geröngt werden um das abzuklären. Ebenso können Abszesse hinter dem Auge, an den Wurzeln der Backenzähne, dafür sorgen, dass das Auge hervorquillt.

Weiße Ränder in den Augen: Beim Meerschweinchen kommt es häufiger zu einer sogenannten ossäre Choristie. Hierbei handelt es sich um weißliche Kalkablagerungen am Auge. Diese Ablagerungen bilden sich meist am Rand der Augen und wachsen auf die Iris zu. Sie können im fortschreitenden Verlauf dafür sorgen, dass die Augen hervorquellen. Wie sie entstehen ist noch nicht ganz geklärt, behandelbar ist diese Erkrankung nicht. Bei einer massiven Verkalkung der Augen kann es sein, dass die Augen stark hervorquellen und die Blutzufuhr oder der Blutabfluss massiv gestört werden. Schlimmstenfalls muss ein befallenes Auge entfernt werden um weitere Schmerzen zu verhindern. Medikamente die den Augeninnendruck senken, können Linderung verschaffen.

Verletzung: Durch Fremdkörper (Heu, Äste, Holzspäne) im Auge und Bisse können am und im Auge Verletzungen entstehen. Bei Rangstreitigkeiten werden gerade die Augenlider mitunter durch Bisse verletzt. Diese Verletzungen sind als grauer Schleier oder direkt als Riss in der Hornhaut leicht zu erkennen.

Rolllid: Die Lider drehen sich dabei nach innen und die Wimpern reiben auf dem Augapfel. Dadurch wird dieser gereizt und trübt sich auch nach und nach ein und entzündet sich. Bei Jungtieren hat es sich bewährt, die Wimpern mit Vaseline oder Augensalbe nach oben zu "kleben". Ältere Tiere müssen in so einem Fall leider operiert werden.

Mögliche Ursachen für Entzündungen

  • Alle Allgemeinerkrankungen (bakterielle Infektionen der Atemwege etc.) können mit einer Augenentzündung einhergehen!
  • Staubige Einstreu kann die Augen reizen.
  • Heuhalme, Stroh und Streu können die Augen verletzten, auch andere Fremdkörper können zu kleinen Verletzungen der Hornhaut führen.
  • Hat das Meerschweinchen häufiger tränende Augen oder deutliche Zeichen einer Augenentzündung, kann das auch die Folge von Backenzahnproblemen sein. Wenn der Kiefer sich entzündet oder zu hoher Druck auf den Kiefer ausgeübt wird, kann es zu Tränenfluss kommen. Lassen Sie also auf alle Fälle auch die Backenzähne kontrollieren!

Erste Hilfe und Behandlung

Selbstverständlich sollten alle Krankheiten nur von einem Tierarzt behandelt werden. Stellen Sie also das Meerschweinchen unbedingt einem Tierarzt vor. Unsere Tipps sind nur erste Hilfe Anweisungen!

Untersuchen
Schauen Sie sich das Auge ganz in Ruhe möglichst mit einer Lupe genau an. Vergleichen Sie, ob die Augen auf beiden Seiten gleich betroffen sind - beidseitige Veränderungen sprechen für eine Infektion. Stehen die Augen gleich weit hervor? Steht ein Auge weiter hervor oder ist nur ein Auge betroffen, könnte das ein erster Hinweis auf eine Augenverletzung sein.

Fremdkörper im Auge
Steckt ein Fremdkörper im Auge, sollte dieser von einem Tierarzt unverzüglich entfernt werden. Beim entfernen eines Fremdkörpers bei so kleinen Tieren kann bei einer falschen Bewegung das ganze Auge nachhaltig geschädigt werden, für einen Laien ist das nicht ganz einfach. Ist wirklich auf absehbare Zeit kein Tierarzt zu erreichen, dann wäre es unter Umständen möglich, den Fremdkörper selbst zu entfernen. Versuchen Sie das aber nur, wenn Sie eine ruhige Hand haben und auf keinen Fall alleine. Das Tier muss von einer zweiten Person komplett fixiert werden, es wird dazu auf den Tisch gesetzt und von einer Person mit beiden Händen festgehalten. Verwenden Sie eine Pinzette mit abgerundeter Spitze. Ist diese nicht zur Hand, dann halten Sie die Spitze vom Auge weg. Greifen Sie den Fremdkörper vorsichtig und ziehen Sie ihn mit einem Ruck heraus. Spülen Sie das Auge hinterher gut mit künstlicher Tränenflüssigkeit. Stellen Sie das Tier so bald wie möglich einem Tierarzt vor, damit das verletzte Auge mit entsprechenen Medikamenten versorgt wird. Wird die Augenverletzung nicht behandelt, droht eine Infektion und in der Folge die Erblindung des Auges.

Stark verklebt
Ist das Auge sehr stark verklebt und geht es deshalb nicht auf, dann können Sie es sehr vorsichtig reinigen. Üben Sie dabei keinen Druck auf das Auge aus und reinigen Sie es nur, wenn wirklich auf keinen Fall ein Fremdkörper im Auge steckt! Verwenden Sie ein Kosmetiktuch oder ein Taschentuch zur Reinigung. Verwenden sie keine Watte! Watte fasert aus und diese Fasern reizen die Augen! Feuchten Sie das Tuch etwas an. Verwenden Sie dafür eine schwache Kochsalzlösung aus der Apotheke (auf keinen Fall selbst was zusammen rühren!). Warmes Wasser oder entsprechende Augentropfen (künstliche Tränenflüssigkeit) können ebenfalls verwendet werden. Säubern Sie die Augen niemals mit Kamille, diese trocknet die Augen aus und die Schwebstoffe von Kamillenaufgüssen und anderen Teesorten (z. B. Augentrost) reizen die Schleimhäute und die Hornhaut und schädigen damit mehr als zu helfen.

Tierärztliche Behandlung
Liegt eine bakterielle Bindehautentzündung vor wird eine antibiotische Augensalbe oder Augentropfen verordnet (z. B. Floxal®, Gentamycin®, Posifenicol® etc.). Bei einer Verletzung wird das Auge gereinigt (mit Kochsalzlösung - nur vom Tierarzt!) und es werden ebenfalls Tropfen oder eine antibiotische Salbe sowie mitunter noch weitere Salben mit Vitaminzusatz oder mit Bepanthen oder anderen Inhaltsstoffen, welche die Heilung vorantreiben sollen, verordnet. Die Behandlung sollte mindestens noch zwei Tage nach Abklingen der Symphtome weiter geführt werden. Mitunter kommt es zu einer allergischen Reaktion am Auge, wenn die Salben Paraffin, Vaselin oder Wollwachs enthalten (meist ist das Paraffin der Auslöser). Das Auge wirkt gerötet, es juckt stark, es kommt zu vermehrtem Tränenfluss bis hin zur Schwellung. Sollte eine solche Verschlechterung auftreten, ist die Salbe abzusetzen und auf Tropfen zurück zu greifen. Gute Erfahrungen wurden z.B. mit Gentamycin- POS Augentropfen gemacht.

Medikamente richtig anwenden
Salben sind beim Verabreichen meist etwas problematisch. Der Salbenstrang löst sich häufig schwer von der Tubenspitze, so dauert es etwas, bis die Salbe im Auge ist. Dadurch kommt es häufiger zu direktem Kontakt von Salbentube und Auge und die Salbe wird mit Bakterien verunreinigt. Die meisten Meerschweinchen wehren sich dann verständlicherweise sehr gegen die Behandlung und viele Halter haben dann Angst, sie mit dem spitzen Tubenende zu verletzen. Deshalb sind Tropfen auf jeden Fall vorzuziehen, da sie leicht in das Auge getropft werden können. Werden doch Salben verabreicht und das Tier wehrt sich sehr stark dagegen oder die Salbe löst sich sehr schwer aus der Tube, ist es möglich, die Salbe erstmal auf einen sauberen QTipp aufzubringen und die Salbe damit vorsichtig ins Auge zu applizieren.
Tropfen werden immer direkt ins Auge gegeben. Damit sie im Auge landen, muss dieses meist ein wenig fixiert werden. Versuchen Sie das Tier mit einer Hand fest zu halten und mit der anderen Hand wird das Auge leicht geöffnet fest gehalten. Und nun fragen wir uns, wo die dritte Hand her kommt, die unsere Tropfflasche hält ;) Wenn keine helfende Hand vor Ort ist, üben Sie das Fest halten der Flasche und das Tropfen mit Zeige- und Mittelfinger, Daumen und Ringfinger fixieren dann das Auge.

Bilder von verschiedenen Augenkrankheiten:

Durch einen Heuhalm im Auge entstandene Verletzung:
Heuhalm im Auge

Trübung des Auges durch eine Verletzung:
Verletzung des Auges

Bissverletzung am Auge:
Biss im Auge

Rolllid - vor der OP, kurz nach der OP und völlig verheilt:
Rolllid

Diese Bilder wurden uns freundlicherweise von Sandra Menke vom Pixels Park zur Verfügung gestellt. Die Bilder stehen unter ihrem Urheberrecht und dürfen nicht ohne Ihr Einverständniss kopiert oder direktverlinkt werden.

Quellen unter anderem

Gabrisch und Zwart Krankheiten der Heimtiere; Schlütersche; Auflage 2005 (und Studienausgabe 1989)

Anja Ewringmann/ Barbara Glöckner Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu / Diagnostischer Leitfaden und Therapie

Isenbügel Heimtierkrankheiten

Ilse Hamel Das Meerschweinchen als Patient

Kraft; Hein; Emmerich Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen und Frettchen; Schattauer

Peter C. Berghoff Kleine Heimtiere und ihre Erkrankungen

Walter Baumgartner, Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus- und Heimtiere, Verlag Parey, 6. Auflage 2005

Weitere Quellen hier: Quellen der Nager Info