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Häuser im Meerschweinchengehege?In der Natur suchen sich Meerschweinchen dunkle Höhlen oder auch Verstecke unter Gebüsch und Hecken. In solchen Verstecken haben viele Meerschweinchen Platz und die Tiere achten auch darauf, dass sie nach Möglichkeit ihre Umgebung im Blick haben, damit sie sehen können, ob eine evtl. Gefahr vorüber ist. Meist sitzt in so einem Versteck mindestens eine Gruppe / ein Harem (ein Bock und zwei bis drei Weibchen) häufig sogar mehrere Harems, also eine ganze Gruppe. Kleine Verstecke, in die nur ein oder zwei Meerschweinchen passen, würden nicht unbedingt ausgewählt, da man dann ja die Gruppe zerreißen und trennen würde. Eine Trennung bedeutet allerdings für die Tiere großen Stress, da sie sich allein gelassen fühlen und unsicher werden, wenn sie ihre Gruppenmitglieder nicht sehen. Meerschweinchen bevorzugen Verstecke mit mehreren Ausgängen, sei es um dem Feind zu entfliehen, oder auch einer anderen, stärkeren Mitgliedern der Meerschweinchengruppe auszuweichen. Besonders wichtig ist den Tieren, dass sie "ein Dach über dem Kopf" haben, denn ihre größten Feinde sind Raubvögel.
Welche Schlußfolgerungen ziehen wir daraus für die Heimtierhaltung?
Meerschweinchen brauchen also Überblick über das Gelände, aber auch die Möglichkeit sich nah zu sein ohne sich zu berühren, da Meerschweinchen immer ein wenig Abstand zueinander haben möchten. Am besten eignen sich deshalb größere Etagen als Einrichtung für Meerschweinchengehege, da sie diesen Ansprüchen optimal gerecht werden. Unter diesen Etagen können mehrere Tiere, mit dem nötigem Abstand, drunter liegen (Meerschweinchen kuscheln meist nicht miteinander, sie halten gern eine Nasenlänge Abstand vom Nachbarn, möchten diesen aber doch in ihrer Nähe haben). Die Meerschweinchen können aber auch gut zu drei Seiten ausweichen, wenn es Rangstreitigkeiten gibt und sie haben ihre Umgebung gut im Blick, da keine Wand ihre Sicht behindert. Wie Etagen angebracht werden, ist hier nachzulesen: Etagen im Meerschweinchengehege. Gut geeignet sind auch sogenannte "Unterstände". Häuser, bei denen die Vorderfront einfach weg gelassen wird. Allerdings: wenn es keinen "Hinterausgang" gibt, kann so ein Unterstand auch zu Problemen führen, Seitenverbindungen oder Hinterausgänge sind wichtig. Als zusätzlicher Unterschlupf können auch große Korkhalbröhren, Holzbrücken und sehr große Pappkartons mit mehreren Eingängen dienen. Weitere Informationen zu diesen Einrichtungsgegenständen gibt es hier: Gehegeeinrichtung für Meerschweinchen.
HausproblemeDas Häuser nicht gerade Ideal sind, ist an verschiedenen Verhaltensweisen zu erkennen: Ein Meerschweinchen aus einer Gruppe beansprucht ein bestimmtes Haus für sich und verjagt alle anderen Gruppenmitglieder aus diesem Haus. Es kommt sogar mitunter zu heftigen Beißereien. Diese Meerschweinchen sondern sich so von der Gruppe ab. Werden die Häuser entfernt und durch Etagen ersetzt, fügt sich das Tier bald wieder in die Gruppe ein und nimmt normal im Gruppenleben teil. Das Aufstellen weiterer Häuser bringt keine Veränderung.Meerschweinchen haben mit Etagen statt Häusern meist wesentlich weniger Angst vor den Menschen und ihrer Umgebung, da sie unter den Überblick über ihre Umgebung behalten und somit wissen, dass dort keine Gefahren drohen. Gerade in kleinen Gehegen nehmen Häuser häufig viel Platz weg und verkleinern so die Lauffläche. Die Tiere können dann nicht mehr geradeaus durch ihr Gehege laufen, sondern müssen um die Häuser herum rennen, was gerade bei Rangstreitigkeiten zu Problemen führen kann, da es dort zu Staus kommt. Etagen nehmen keinen Platz weg und stehen nicht im Weg, die Lauffläche bleibt gleich. Die Gruppe wird insgesamt ruhiger und gelassener Böckchengruppen vertragen sich ohne Häuser wesentlich besser. Böcke neigen dazu um Häuser Revierkämpfe auszufechten, auch dominante Weibchen streiten um Häuser. Werden die Häuser durch Etagen ersetzt, bleiben solche Streitereien meist aus. Häuser sind gerade bei Rangstreitigkeiten und Vergesellschaftungen ein kritischer Faktor. Sitzt ein rangniedrieges oder im Kampf unterlegenes Meerschweinchen in einem Haus und kommt das ranghöhere Tier in das Haus, dann muss das unterlegene Meerschweinchen naturgemäß nach Hinten ausweichen und dem ranghöheren Tier Platz machen. Wenn aber hinten eine Wand ist, kann das unterlegene Tier nicht ausweichen. Es ist gezwungen, direkt in die Richtung des überlegenen Tieres zu gehen, um zu einer Tür zu kommen (deshalb bringen zwei oder mehrere Türen auf einer Seite eigentlich kaum eine Entspannung). Geht das unterlegene Tier aber auf das überlegene Tier zu, wertet dieses das - seinem Instinkt entsprechend - als Angriff und greift dann seinerseits an. So kommt es, dass dann das unterlegene Tier im Haus stark angegriffen wird, nicht selten fangen die schlimmsten Beißereien in Häusern an. Aber auch wenn das unterlegen Tier flüchten kann wird es oft noch durch das Gehege gejagt, es flüchtet evtl. wieder in ein Haus und der Stress geht von Vorne los. Das kann leicht vermieden werden, indem im Gehege hauptsächlich große Etagen angebracht werden, sie müssen so groß sein, dass unser rangniederes Tier nach Hinten oder zur Seite gut ausweichen kann, wenn ein ranghöheres Tier seinen Platz beansprucht. Deshalb sind auch Kork- und Weidenzweigröhren sehr gut geeignet. Auch wenn die Häuser zwei oder mehr Eingänge haben, kommt es vor, dass das unterlegene Tier den zweiten Ausgang nicht findet, oder nicht erreicht. 10 m² Gehege mit vielen schweinegerechten Unterschlüpfen:
So sollten Häuser aussehenMöchten Sie nun, trotz aller Bedenken, nicht auf ein Haus verzichten, achten Sie darauf, dass es mindestens zwei oder mehr Eingänge hat. Die Eingänge müssen weit auseinander liegen und sollten von jedem Platz des Hauses gut zu erreichen sein. Die Eingänge sollten so angebracht sein, dass die Meerschweinchen einfach durch das Haus hindurch rennen können.Die Türen müssen sehr groß sein, damit die Meerschweinchen von nahezu jedem Platz im Haus leicht aus dem Haus heraus schauen können und im Notfall auch mal zwei Schweinchen nebeneinander durch so eine Tür passen. Es dürfen keine runden kleinen Fenster vorhanden sein, aus solchen Fenstern musste schon so manches Meerschweinchen heraus gesägt werden, weil es sich eingeklemmt hatte (als Jungtier passen sie noch durch und nutzen das Loch als Eingang, als älteres Tier passen sie nicht mehr durch, versuchen es aber weiter). Fensterlöcher sollten immer zu Türen vergrößert werden, auch in einem 12 cm Loch kann ein rundes Meerschweinchen hängen bleiben (z.B. wenn es leicht aufgegast ist oder gerade sehr viel gefressen hat, dann ist der Bauchumfang dicker), ist es aber eine Tür, kommt es nach Unten weg. Häuser müssen so groß sein, dass auch zwei Schweinchen bequem nebeneinander liegen können, ohne sich zu berühren. 35 cm Seitenlänge wäre also sinnvoll. Damit die Tiere im Haus liegen und sich gleichzeitig nahe sein können, sollten gleich mehrere Häuser nebeneinander aufgestellt und mit Türen verbunden werden.
Ein gutes Beispiel für Häuser mit vielen großen Eingängen und nebeneinander liegenden Kammern ist das Schloss:
Ein Eigenbau für eine Kleingruppe:
Außen:
Bei diesem Eckhaus sind die Türen so angebracht, dass die Schweinchen leicht um die Ecke rennen können, so nimmt es auch in kleinen Gehegen nicht viel Platz weg und ist aufgrund seiner Größe und Beschaffenheit trotzdem schweinegerecht: Ich kann gut verstehen, das Halter gerne Häuser in die Gehege stellen, diese entsprechen dem menschlichem Bild von einer Unterkunft besser als Korkhalbröhren oder Etagen, aber es entspricht nicht dem, was ein Meerschweinchen wirklich braucht!
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