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Die Couch....

... oder auch: wie das Baufachzentrum Nilsson unser Weihnachtsfest rettete

Nach 11 Jahren hatte unsere Wohnzimmercouch beschlossen, dass sie nun endgültig genug von uns hatte und sich lieber schreddern lassen wollte, als uns weiter als Sitzgelegenheit zu dienen. Ihre Spiralfedern kamen an verschiedenen Stellen heraus und piekten unaufhörlich in Körperteile, die wir lieber unversehrt gehabt hätten. Dabei sorgten sie zunehmend dafür, dass unsere Kleidungsstücke im hinteren Bereich Löcher bekamen, welche von uns peinlicherweise auch nicht immer gleich bemerkt wurden. Ein netter Mausflicken auf der Couch erinnerte an das erste Loch im Bezugsstoff. Die folgenden Löcher wurden allerdings nicht mehr geflickt, irgendwann sahen sie ja auch fast schon so symmetrisch aus, als würden sie zur Couch gehören. Meine Freundinnen machten Witze über die "Homerkuhle" - eine tiefe, sehr tiefe, kraterähnliche Einwölbung in der Couch an der Stelle, auf welcher mein Mann am Abend bevorzugt saß (jeder, der hin und wie der "die Simpsons" anschaut, weiß, wo die Bezeichnung her kommt). Freundinnen fielen zur Seite, wenn sie versuchten sich auf die Couch zu setzen. Die Krater in der Couch machten, selbst mit eingelegten Kissen, ein vernünftiges Sitzen fast unmöglich und so kämpften alle Gäste um den einzigen, unbequemen Korbstuhl - und es waren erbitterte Kämpfe. Es wurde also Zeit Abschied von der Couch zu nehmen und sich nach einem neuen Sitzmöbel umzusehen.

Das ist so leicht daher gesagt, war aber schwerer als gedacht. Die erste Hürde, die zu nehmen war, bestand aus einer absoluten Meinungsverschiedenheit über Farbe und Form des neuen Hinternparkplatzes. Der tollste Ehemann von allen hatte völlig andere Vorstellungen als ich. Schwarzes Leder, hohe Lehnen und Eckcouch standen gegen Dreisitzer mit Ottomane in Terrakotta, Braun oder Grün und natürlich Stoffbezug. Es hat viele Möbelläden und noch viel mehr Diskussionen gekostet, bis wir uns einigen konnten. Ausschlaggebend für die Einigung war letztlich die Tatsache, dass wir uns die Couch unserer Träume - egal wessen Träume - ohnehin nicht leisten können und mit einem günstigem Modell vorlieb nehmen müssen. Dieses Modell wurde gefunden. Eine Eckcouch, mit Stoffbezug in Terrakotta, dunkelgelben Rückenkissen und einem passenden Sessel ohne Lehne. Also eine Mischform aus beiden Vorstellungen - so wie es in einer guten Ehe auch sein sollte, hatte ich natürlich etwas mehr von meinen Ideen durch gesetzt und musste nur wiedermal damit leben, dass es eine Eckcouch würde. Aufgrund der Tatsache, dass wir die Couch "verkehrt herum" benötigten, musste sie bestellt werden. Der von dem Computer im Laden berechnete Liefertermin war noch 6 Wochen hin, in der Woche vom 07. - 11.12.2009 sollte geliefert werden. Darüber freute ich mich besonders, denn ich habe am 12.12 Geburtstag und fand den Gedanken dann schon auf einer neuen Couch zu sitzen wirklich erfreulich.

Schon am 07.12 verabschiedeten wir die alte Couch auf den Sperrmüll, denn diesen muss man ja leider 2 Wochen früher bestellen und hätten wir da gewartet bis uns der Möbelladen die Ankunft unserer Couch mitteilt, dann hätten wir ein großes Problem gehabt das alte Sitzmöbel zu entsorgen. Also wurde die alte Couch weg geschmissen und die Gelegenheit genutzt um den Teppich gründlich zu reinigen, alle Ecken im Wohnzimmer zu putzen und mal so richtig "klar Schiff" zu machen. Am Mittwoch kam dann der erlösende Anruf: "die Couch ist da und wird am Freitag zwischen 12 und 17 Uhr geliefert" - Juhu. Der Freitag kam, es wurde 12 Uhr, dann war es 15 Uhr, dann 18 Uhr - keine Couch war in Sicht. Ein Anruf bei der Spedition klärte uns darüber auf, dass sie viel zu tun haben und später noch kämen. Die Aufregung steigerte sich ins Unermessliche, denn wir hatten ja auch keine Ahnung wie die fertige Couch nun aussehen würde. Dann endlich um 19.30 Uhr stand der LKW mit der Couch vor der Tür.

Einer der Möbelpacker schaute sich den Weg an, den die Couch nehmen würde, meinte, dass es alles kein großes Problem sei (lediglich der Weg vorbei an den eng bei der Tür stehenden Küchenmöbeln könnte kritisch werden) und so kam der erste Teil ins Wohnzimmer und der Sessel kam ins Wohnzimmer - und das letzte Teil steckte auf der Treppe fest. Völliges Entsetzen bei allen Anwesenden: das Teil passte nicht um die Treppenecke. Wie kann das sein? Wir haben doch so gut es ging nachgemessen. So richtig Dreidimensional kann man natürlich in unserem Flur nicht messen, denn man kriegt da eh alles nur hoch, wenn man es mit viel Geschick um die Ecke dreht und wendet. Aber der Kühlschrank von 200 x 60 x 60 ging durch, das Bett mit 140 x 200 ging durch, seit 11 Jahren ging alles durch (auch eine ähnlich große Couch) da nahmen wir an, eine Couch mit 180 x 50 x 100 würde auch gehen. Aber Irrtum, die neue Couch war etwa 5 cm zu breit, oder auch 10 cm zu lang, oder auch etwas zu tief... wie auch immer, es passte nicht. Alle Versuche, egal wie wir drehten und wendeten, schlugen fehl. So wurde die Couch vor die Tür unserer Vermieterin gestellt, mit dessen Hilfe wir nochmal versuchten, das Teil die Treppe hoch zu kriegen - aber auch das Scheiterte. Uns war mittlerweile sehr mulmig zumute, da stand das, eigentlich gar nicht so große, Couchteil nun senkrecht vor der Tür von meiner Vermieterin, die sich mit Hund nun dran vorbei quetschte und wir wussten uns keinen Rat mehr.

Natürlich kamen wir darauf, dass moderne Umzugsfirmen mittlerweile Umzüge durch Fenster machten, in den gelben Seiten standen einige Unternehmen, die damit warben, dass sie bis in den 7. Stock mit Aufzug von Außen lieferten. Das Nachmessen unserer Fenster ergab, dass zwei Fenster groß genug waren. Allerdings: das eine Fenster ging nach hinten in den Garten, dort kämen die Spediteure mit ihren Aufzügen nicht hin, abgesehen davon, dass davor ein Baum steht. Die andere Möglichkeit war das Fenster vom Arbeitszimmer, es bot rundherum noch gut 5 cm Platz und davor ist die Straße. Naja, fast jedenfalls, denn natürlich ist direkt vor dem Fenster ein großer Vorgarten und unter dem Fenster sind große Gebüsche. Aber wir waren recht zuversichtlich, dass ein Aufzug von der Straße zum Fenster gestellt werden könnte und die Couch also durchs Arbeitszimmer an ihren Bestimmungsort gebracht werden könnte.

Da Speditionen am Wochenende nicht zu erreichen sind, wir wir am Samstagmorgen fest stellten, konnten wir erst am Montag mit der Suche nach einer passenden Spedition beginnen. Aber das tat der Freude um die neue Couch keinen großen Abbruch, wir packten einfach das oben stehende Teil und den Sessel aus und bauten uns daraus eine tolle Kuschelcouch auf der wir beide gut Platz hatten und freuten uns, dass nun bald die ganze Couch im Wohnzimmer stehen würde - allerdings blieb natürlich ein mulmiges Gefühl und dieses sollte mehr als Recht behalten. Der Montag kam und der erste nette Mensch von einer Umzugsfirma stand vor der Tür und erklärte uns, dass seine Firma uns nicht helfen kann. Er klärte uns darüber auf, dass so ein Transportfahrstuhl gesichert werden müsste, das ginge entweder durch Stützen unter dem Transportband, was aber bei uns wegen der darunter liegenden dichten Gebüsche nicht ging, oder dadurch, dass sie das Band fest gegen die Wand drücken, was aber auch nicht ging, da sich unter unserem Fenster keine Wand befand, da war nämlich schon das Dach mit sehr zerbrechlichen Dachschindeln. Da könnte man beim besten Willen keinen Schrägaufzug aufstellen. Nach dieser Aussage wurde uns echt mulmig zumute.

Der wirklich hilfsbereite Mensch gab uns den Tipp, es bei einer anderen Spedition zu versuchen - aber auch die Herren von dieser Spedition sagten uns deutlich, dass wir die Couch bestimmt nicht durch das Fenster kriegen. Panik machte sich breit. Wenn wir die Couch zurück geben müssten, würden wir gut 300 Euro drauf zahlen und hätten dann Weihnachten mit Sicherheit keine Couch. Wir waren zutiefst frustriert und die Mutter unserer Vermieterin machte die Sache durch ihr ständiges Gemecker, dass die Couch endlich weg müsste auch nicht leichter (allerdings: unsere Vermieterin blieb cool und meinte, es dauert eben so lange es dauert und ihr wäre es egal - naja, sie wurde ja auch mit einem Teller Plätzchen bedacht und sie liebt meine Weihnachtsbäckereien).

Ein Arbeitskollege meines Mannes verwies auf eine Spedition von Außerhalb, die seinen Umzug gemacht hatte, sie haben einen Aufzug, der fest auf einem LKW montiert ist und der müsste nicht gestützt werden - letzte Hoffnung für uns. Auch dort war man sehr nett, wir fotografierten alles und bekamen am nächsten Tag, nach vielem hin und her die Antwort: leider leider wäre das Fenster zu niedrig, da wäre der Aufzug zu waagerecht und das klappt nicht. An dieser Stelle kann sich jeder selbst vorstellen, wie mies es uns damit ging. Als letzter Tipp folgte der Hinweis auf Dachdecker - um die Sache abzukürzen, auch die konnten nicht helfen, aber irgendwer erwähnte, dass Baustofffirmen doch Kräne hätten, mit denen sie große Lasten transportieren, die müssten doch eine Couch vor unser Fenster kriegen. Bei dem Gedanken daran wurde mir noch mulmiger zumute, aber todesmutig rief mein Mann div Baustoffgroßhändler an und bekam einige Abfuhren. Aber bei einer hatte er Erfolg, nach einem längeren Gespräch mit einer Sekretärin und einem Büromenschen bei der Firma Baufachzentrum Nilsson, landete er dort dann bei einem netten Herren, der das Problem verstand, die Dringlichkeit verstand und der Ansicht war, das wäre gar kein großes Problem. Schon am Nachmittag könnte ein Kran, samt LKW und fähigem Kranführer, unsere Couch vor das Fenster hieven.

In windeseile wurden Freundinnen angerufen, damit sie mit ihren Lebensabschnittspartnern hier her kämen um uns beim herein ziehen der Couch zu helfen und tatsächlich nahmen sich Ronja und Simon die Zeit und Inga kam auch dazu. Um Punkt 15.30 Uhr stand ein netter, bärtiger Mensch mit Kran vor der Tür, der herbei gerufene Ehemann kam Zeitgleich an und zeigte auf das Fenster. Der nette Kranmensch meinte recht trocken: "kein Problem". Hier hätte man dann den Felsbrocken hören können, der mir vom Herzen plumpste (ja, das war die Erschütterung an diesem Tag - es war kein Erdbeben). Etwas mulmig war mir ja schon zumute: unsere Couch auf einer Europalette schwankend vor dem Fenster. Was, wenn die Couch runter fiel, die Palette irgendwo anschlug, dabei Schindeln runter riss, die Jungs das Ding gegen das Fenster oder schlimmer, gegen das Hamstergehege direkt daneben knallten? Sicher, ich hatte alles mit Decken und Teppichen abgedeckt, aber was da alles hätte passieren können?

Die Fotos, die Inga machte, zeigen den Transport: es dauerte nur 10 Minuten, danach war die Couch an ihrem Platz, alles war heil geblieben und mein Herz fing langsam wieder an zu schlagen, nachdem es ausgesetzt hatte, als unsere Couch vor dem Fenster herumpendelte. Ich muss aber sagen, der Kranmensch verstand sein Handwerk: als die Couch angehoben wurde, wackelte und schwankte es gewaltig und beängstigend, aber je näher er dem Fenster kam, umso ruhiger wurde die Couch und vor dem Fenster stand sie still. Ratzfatz zog Simon die Couch ins Zimmer, Sascha stützte sie von unten ab und ehe wir uns versahen hatten die Jungs die Couch ins Wohnzimmer gebracht - innerhalb von nur 10 Minuten war das grusselige Problem gelöst und alle Sorgen fielen ab.

Hier sieht man den netten Herren mit Kran und Couch
Die Couch und der Kran

Auf dem Weg nach oben
Die Couch und der Kran

Vor dem Fenster
Die Couch und der Kran

Simon nimmt die Couch in Empfang (der schwarze Fleck unter der Couch ist mein Mann)
Die Couch und der Kran

So rettete also ein Kran vom Baufachzentrum Nilsson unser Weihnachtsfest - denn hätten sie uns nicht geholfen, dann hätten wir zu Weihnachten keine Couch gehabt.

Die Couch