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Kurzinfo über den grauen Steppenlemming (Lagurus lagurus)

In der Heimtierhaltung hat sich der graue Steppenlemming etabliert, deshalb gehen wir auf dieser HP ausschließlich auf diese Art ein.
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Cricetidae
Unterfamilie: Wühlmäuse (Arvicolinae)
Art: Grauer Steppenlemming (Lagurus lagurus)

Aussehen:
Der graue Steppenlemming hat ein dicht am Körper anliegendes Fell, es ist graubraun an der Oberseite mit einem dunkelgrauen, fast schwarzem Strich längs vom Kopf, über den Rücken bis zum Schwanz (dem sogenannten Aalstrich). An der Unterseite/am Bauch wird das Fell heller cremefarbend bis weiß. Es gibt in der Heimtierhaltung von mittelgrau bis braun verschiedene Farbabstufungen. Die Ohren liegen enger am Körper an. Sie haben verhältnismäßig große schwarze seitlich am Kopf sitzende Augen. Der 0,7 - 1,7 cm lange Schwanz ist voll behaart. Weibchen werden meist etwas größer als Böcke. Die Körperform ist länglich, die Schnauze eher spitz zulaufend.

Wildlife

Der Graue Steppenlemming hat sein natürliches Verbreitungsgebiet von der Ukraine über die Mongolei bis nach China. Er besiedelt dort in erster Linie Steppengebiete, wird aber auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen angetroffen. Er gilt in seiner Heimat teilweise als Schädling.

Lemminge leben in großen Bauen, deren Gänge von allen Gruppenmitgliedern gegraben werden. Über ihre natürliche Lebensweise ist nicht viel bekannt, es wird vermutet, dass sich feste Paare bilden oder aber ein Bock mehrere Weibchen in einer Art Harem vereint. Böcke kämpfen um Vormachtstellungen und um Weibchen. Bei einer starken Populationsdichte fallen die Gruppen auseinander und ein Teil der Tiere macht sich auf den Weg um neue Territorien zu erobern. Dies geschieht im Schnitt nur alle 3 - 5 Jahre, wenn die Population der Lemminge stark ansteigt. Möglicherweise sind diese Überpopulationen durch eine geringe Anzahl von natürlichen Feinden in diesen Jahren bedingt. Noch sind die Ursachen nicht ausreichend erforscht.

Die Tiere legen verschiedene Baue an. Zum einen gibt es dicht an der Oberfläche gelegene Fluchtbauten, diese dienen als Rückzugsmöglichkeit bei der Futtersuche, um drohenden Gefahren (Hauptfeind sind Greifvögel, kleinere Raubtiere und auch der Mensch) aus dem Weg zu gehen. Als Wohnung dienen dem Lemminge Bauten die ca. 80 - 100 cm tief unter die Erdoberfläche gegraben werden. Die Gänge werden dabei häufig eher waagerecht in Erdhügel gegraben und davon gehen dann die Seitengänge und weitere Bauten ab. Jeder Bau hat mehrere, meist 2 - 3 Ausgänge (die ebenfalls zu Fluchtbauten führen können) und Fluchtröhren die senkrecht zur Oberfläche gehen. In der zentralen, mit Gräsern und Fasern ausgepolsterten, Wohnhöhle schlafen die Kleingruppen. In der Wohnhöhle werden auch die Jungen zur Welt gebracht und von der Gemeinschaft versorgt. Bei Grabungen in der Mongolei wurde fest gestellt, dass sich neben den Fluchtgängen auch viele kleine Nestkammern von den Hauptgängen aus angelegt wurden. In den Gängen und Nestern wurden häufig nur Einzeltiere aufgefunden. Es ist also auch möglich, dass die Tiere zwar ihre Baue zusammen bauen, darin aber teilweise einzeln leben und sich nicht das ganze Leben der Familie zusammen im Nest abspielt.

Lemminge halten keinen Winterschlaf. Sie legen im Sommer Vorräte für den Winter an, diese werden meist in einer gesonderten Höhle unter gebracht, ebenfalls gibt es wohl eine abseits gelegene Toilettenhöhle. Ihre Hauptaktivitätszeit ist in den Abend- und Nachtstunden. In der Heimtierhaltung sind sie häufig Wechselaktiv und auch am Tag zu beobachten.

Soziales

Lemminge leben in der Natur sehr wahrscheinlich in Gruppen. Deshalb sollten sie in der Heimtierhaltung nach Möglichkeit nicht einzeln gehalten werden. Es trifft nicht zu dass Lemminge, deren Partner gestorben sind, nicht neu vergesellschaftet werden könnten. Lemminge brauchen normalerweise einen Artgenossen zum rangeln, sich gegenseitigem Putzen, gemeinsam im Nest schlafen und natürlich vor allem um sich sicher zu fühlen. Es gibt allerdings auch Lemminge die keinerlei Artgenossen neben sich dulden. In freier Wildbahn gibt es ebenfalls immer wieder Einzelgänger. Wie es dazu kommt ist unklar, in der Heimtierhaltung wird davon ausgegangen, dass diese Tiere einfach durch zu frühe Trennung von erwachsenen Tieren sehr schlecht sozialisiert sind.

Entscheiden Sie sich als Laie von Anfang an auf jeden Fall für zwei Lemminge. Optimal wäre die Haltung eines Paares. Allerdings sollte der Bock kastriert werden und derzeit ist es eher so, dass viele Tierärzte diese OP nicht durchführen, obwohl die Kastration von Lemmingen durch die außen liegenden Hoden chirurgisch kein großes Problem dar stellt und auch Narkosen von den Tieren recht gut vertragen werden. Gemischte Gruppen mit einem unkastriertem Bock sollten von Laien nicht gehalten werden, nach einer Tragzeit von nur 20 Tagen bringt ein Lemmingweibchen ca. 4 - 8 Jungen zur Welt. Die Weibchen werden schon kurz nach der Geburt neu gedeckt, also ist mit einem Wurf im Monat zu rechnen. Auch wenn gut sozialisierte Lemminge Pausen einlegen und sich nicht weiter vermehren, wenn eine gewisse Gruppengröße erreicht ist, kann die Vermehrung schon nach kurzer Zeit stark aus dem Ruder laufen. Ebenso geht natürlich die Vermehrung weiter, wenn die Jungtiere aus dem Gehege entfernt werden.

Es wurden teilweise auch gute Erfahrungen bei einer Haltung von vier bis sechs weiblichen Lemmingen gemacht. Allerdings ist es für Anfänger ratsamer, nur zwei Weibchen aufzunehmen, denn bei größeren Gruppen kann es auch nach längerer Zeit zu Rangeleien und zum Bruch der Gruppe kommen - auch wenn die Weibchen aus einem Wurf stammen. Böcke sollten von Laien grundsätzlich nur zu zweit gehalten werden. Sie benötigen aber schon mehr Erfahrung bei der Haltung von Böcken. Es kann bei diesen auch nach längerer Zeit zu Rangkämpfen kommen.

Nehmen Sie idealerweise Geschwistertiere aus einem Wurf, diese sind am verträglichsten wenn sie nach der Geburt nicht getrennt wurden. Jungtiere um die 10 - 12 Wochen können relativ einfach vergesellschaftet werden, aber bei Fremdtieren steigt leider die Gefahr, dass sie sich auch irgendwann nicht mehr vertragen. Lesen Sie dazu auch die Seite Vergesellschaftung.

Wenn Sie vor haben Lemminge zu züchten, rate ich Ihnen trotzdem dazu, erstmal nur ein Zuchtpaar aufzunehmen und sie genau kennen zu lernen. Wenn Sie die Lemminge lange beobachten haben, ihre Verhaltensweisen kennen, Sie sich ausgiebig mit der Fachliteratur und im Internet über Genetik und Zucht auseinander gesetzt haben und sich über die Absatzmärkte in Ihrer Umgebung informiert haben, dann können Sie mit einer verantwortungsvollen Zucht beginnen und sich mehr Zuchtpaare anschaffen.

Viele Biologen und erfahrene Lemmingzüchter sagen, Lemminge würden sich nur moderat fortpflanzen, nur Alphatiere im Gehege (also das Elternpaar) pflanzen sich fort, ab einer gewissen Besatzdichte hören Lemminge ganz auf sich zu vermehren, Eltern paaren sich nicht mit ihren eigenen Jungen, Geschwister untereinander paaren sich nicht. Diese Aussagen treffen auf gute Zuchtstämme, die gut sozialisiert wurden und durchgehend in Händen von Experten waren häufig wirklich zu. Aber da Lemminge mittlerweile Modetiere sind, gibt es nun auch schon sehr viele Lemminge, die weniger gut sozialisiert sind. Leider findet allzu häufig keine vernünftige Auswahl von Zuchtieren mehr statt, es werden zu nah verwandte Tiere miteinander verpaart, die Jungtiere werden zu früh von den Eltern weggenommen. Diese Lemminge halten sich nicht mehr an die in Freiheit üblichen Regeln. Uns liegen schon jetzt sehr viele Berichte vor, von Lemmingen die sich trotz hoher Besatzdichte und zu kleinen Gehegen massenhaft vermehrt haben, wir haben Berichte vorliegen, von Verpaarungen zwischen Jungtieren und Eltern oder Geschwistern. Von daher müssen wir ganz klar sagen: nein, Lemminge hören nicht einfach irgendwann auf sich zu vermehren und Söhne decken durchaus auch die Mutter. Bei guten Zuchten kommt sowas nicht vor, aber es gibt nunmal leider nicht nur gute Zuchten, es gibt auch Massenvermehrer, Kinderzimmerzuchten und Unfälle...

Geschlechtsbestimmung

Ausgewachsene Steppenlemminge zeigen sehr deutliche Geschlechtsmerkmale, beim Bock sind deutlich hervorstehende Hoden zu sehen, bei Weibchen sind Zitzen zu erkennen. Bei jungen Steppenlemmingen ist die Geschlechtsbestimmung nicht ganz einfach. Bei weiblichen Lemmingen ist der Abstand zwischen der Geschlechtsöffnung und dem After kleiner als bei den Böcken. Bei den Weibchen ist der Po etwas spitzer zulaufend, bei den Böcken ist er flacher. Um ganz sicher zu gehen, ist es sinnvoll, gerade Jungtiere zusammen in einen durchsichtigen Behälter zu geben (Faunaboxen eignen sich gut dafür). Dann wird eine ganze Weile von unten nachgeschaut und verglichen, im direkten Vergleich ist meist klar zu erkennen, wo die Unterschiede liegen. So kann eine Jungtiergruppe gut nach Geschlechtern getrennt werden.

Sinnesleistungen

Augen:Lemminge haben durch ihre seitlich angebrachten Augen einen guten Rundumblick. Sie haben kein Räumliches Sehvermögen, Bewegungen nehmen sie gut wahr, aber Farben können sie kaum erkennen, sie sehen also ihre Umwelt eher in Grautönen und das recht verschwommen. Sie können als reine Bodenbewohner Höhen nicht abschätzen.
Ohren: Lemminge haben ein sehr gutes Gehör. Ihre Ohren liegen allerdings recht nah am Körper an, dies ist eine Anpassung an ihre vorwiegend Unterirdische Lebensweise.
Nase:Lemminge haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Sie nehmen ihre Umwelt über sehr differenzierte Gerüche wahr. Sie verständigen sich über gelegte Duftspuren, markieren ihr Revier mit Düften und orientieren sich auch bei der Partnerwahl und innerhalb des Rudels am Geruch.
Tasthaare: Lemminge besitzen Tasthaare (Vibrissen) mit denen sie ihre Umgebung auch ertasten können. Sie können so auch in der Dunkelheit ihrer unterirdischen Baue ihre Umgebung gut wahrnehmen.

Daten

Zähne:Lemminge haben Vorne ständig nachwachsende Nagezähne (oben und unten jeweils 2), diese Zähne haben Vorne eine starke Zahnschmelzauflage, die gelblich bis orange ist. Sie besitzen außerdem Backenzähne die nicht nachwachsen.
FüßeLemminge haben Vorne an den Füßchen 4 Zehen und eine nur ansatzweise vorhandene 5 Zehe, an den Hinterfüßchen haben sie 5 Zehen.
Gewicht 25 - 35 g
Körpergröße ca. 8 - 12cm + Schwanzlänge ca. 0,7 - 1,7 cm.
Geschlechtsreifemit ca. 6 Wochen setzt die Geschlechtsreife ein. Allerdings kommt es eher selten vor, dass die Jungtiere dann schon decken, vor allem dann nicht, wenn der Vater und die Mutter im Gehege verbleiben.
Zuchtreife mit ca. 3 - 4 Monaten sind die Tiere Zuchtreif.
Tragzeit 20 Tage
Wurfgröße Durchschnittlich 4 - 8 Welpen.
Natürliche Fortpflanzungszeit Von April bis Oktober pflanzen sich wildlebende Lemminge fort. In der Heimtierhaltung pflanzen sich Lemminge das ganze Jahr über fort.
Durchschnittliches Alterca. 1,5 - 2,5 Jahre