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Kohl ist nicht gleich Kohl!

Bedauerlicherweise hält sich massiv das Gerücht, dass alle Kohlsorten stark aufgasend wirken und daher nicht als Kleintierfutter geeignet wären. Diese Aussage ist sehr vereinfacht und trifft nicht auf alle Kohlsorten zu.

Nur wenige Kohlgewächse haben einen so hohen Gehalt an hochmolekularen Kohlenhydraten (z. B. Rhamnose und Stachyose) und wasserbindenden Ballaststoffen, dass sie roh zu einer starken Aufgasung führen können. In erster Linie wären hier die Hartkohlsorten zu nennen: Rotkohl, Weißkohl, Rosenkohl und auch Wirsing. Zwar werden diese Kohlsorten von einigen Kleintieren (vor allem Kaninchen und Meerschweinchen) in geringen Mengen auch gut vertragen, aber bei den anderen Tierarten sollte auf die Fütterung dieser Kohlarten vorsichtshalber verzichtet werden. Auch empfindliche Kaninchen und Meerschweinchen die nicht an Kohl gewöhnt sind, können durch diese Kohlarten starke Aufgasungen bekommen.

Die meisten anderen Kohlarten sind leichter zu verdauen und zählen zu den gesunden und reichhaltigen Nahrungsmitteln. Sie enthalten viele sekundären Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Gut verträglich sind z. B. Chinakohl, Pak Choi, Kohlrabi, Grünkohl, Broccoli, Blumenkohl und Romanesko.

Zwar führen auch diese Futtermittel (wie viele Andere Frischfutter- und Grünfuttersorten auch, beispielsweise Salate) mitunter zu einer leichten Gasbildung im Darm, aber bei einem gesunden Tier führt das nicht zu schmerzhaften Blähungen. Die Gase gehen auf natürlichem Wege über die Darmwände und den After ab und es kommt zu keiner starken (und darmverschließenden) Schaumbildung. Zu Problemen mit Kohlfütterung (sowie mit Gemüse- und Grünfutterfütterung überhaupt) kommt es im Allgemeinen nur, wenn die Tiere zu wenig Bewegung bekommen, wodurch die Darmtätigkeit erlahmt. Auch eine generell falsche Ernährung (zu Fetthaltig, zu viele Proteine, falsches oder überhaupt Trockenfutter (Kaninchen und Meerschweinchen benötigen kein Trockenfutter), große Mengen Mastfutter etc., einseitige Ernährung) kann Darmprobleme und damit auch eine Aufgasung sehr begünstigen.

Was ist bei der Kohlfütterung zu beachten?

Kohl ist eine gesunde Erweiterung des Speiseplans aller Pflanzenfresser. Wenn einfache Regeln eingehalten werden, ist die Kohlfütterung bei allen Kleintieren völlig unproblematisch:

  • Wenn ein Tier häufiger unter Aufgasung oder Darmproblemen leidet, dann sollte auf Kohl verzichtet werden. Im dem Fall leiden die Tiere aber ohnehin unter einem ungesunden Ungleichgewicht der Darmflora und die Ernährung und Haltung der Tiere sollte überdacht werden, ggf ist ein Tierarzt aufzusuchen und eine Kotprobe zu untersuchen.

  • Wird Kohl zum ersten Mal verfüttert, sind immer nur sehr kleine Mengen einzelner Kohlsorten anzubieten (blattweise bei großen Tieren, bei kleinen Tieren fingernagelgroße Mengen, immer an die Tiergröße angepasst). Wird der Kohl vertragen, kann die Menge langsam gesteigert werden. Kohl dient aber nicht als Alleinfutter oder Dauerfutter - er wird immer in Verbindung mit unterschiedlichen anderen Futtermitteln gereicht. Grundsätzlich werden nur kleinere Portionen über den Tag verteilt gereicht, nie große Mengen auf einmal! Beispiel: Ein ausgewachsenes Meerschweinchen kann problemlos eine handvoll Grünkohl bekommen, ein ausgewachsenes Kaninchen kann auch zwei handvoll Grünkohl pro Fütterung vertragen, Hamster und Mäuse sollten eher nur fingernagelgroße Mengen bekommen. Achten Sie darauf, dass alle Tiere aus einer Gruppe gleichmäßig vom Kohl fressen und geben Sie etwas weniger, wenn nur einzelne Tiere den Kohl verspeisen.

  • Wird der Kohl vor dem Verzehr mindestens zwei Tage kühl gelagert (im Kühlschrank), wird er leichter verdaulich, da in der Kälte die schwer verdaulichen Stoffe zu einfacher verdaulichen Zuckerarten umgebaut werden.

  • Äußere Blätter sind vor dem Verzehr zu entfernen. Kohlrabi wird geschält (weil die meisten Tiere die Schale gar nicht fressen, mögen die Tiere die Schale, wird der Kohl gewaschen) andere Kohlsorten werden gewaschen. Der Kohl wird also für unsere Haustiere genauso vorbereitet, wie wir ihn für uns vorbereiten würden, wenn wir ihn roh essen möchten. Kohlabfälle aus der Küche haben im Kleintiergehege nichts zu suchen! Sind die Kohlrabiblätter schon ein wenig lasch, werden sie für einige Stunden in eine Vase mit Wasser gestellt, dann sind sie bald wieder schön knackig.

  • Die Tiere müssen generell gesund ernährt werden (siehe Hinweise auf dieser HP) und viel Bewegung bekommen um den Darm in Schwung zu halten (siehe Haltungsinfos auf dieser HP).

Es kann bei der Fütterung von Kohl zu einer unangenehmen Geruchtsentwicklung kommen. Der Urin der Tiere müffelt stärker. Das ist aber unbedenklich.