NagerInfoLemmingHamsterZwerghamsterMeerschweinchenChinchillaRatteMausDeguKaninchenRennmaus

Degus miteinander vergesellschaften

Hatten Sie bisher eine einzelne Degu, ist ein Partner verstorben oder möchten Sie ein neues Tier in eine Gruppe integrieren? Dann sollten Sie sich unbedingt an einige Vergesellschaftungsregeln halten. Degus sind sehr revierbezogene Tiere mit einer festen Rangordnung innerhalb ihrer Gruppe. Es ist deshalb nicht ratsam, ein neues Tier einfach so ins Gehege zu setzen - das führt für Gewöhnlich zu schweren Rangkämpfen und zum Tod eines Tieres!

Partnerwahl

Die natürlichste Gruppenform wären 2 - 3 Deguweibchen mit einem Bock. Allerdings ist das meist nicht möglich, denn natürlich muss dann der Bock kastriert werden und das Kastrieren von Böcken ist eine komplizierte Operation die von den meisten Tierärzten noch nicht durchgeführt wird. Auf keinen Fall sollten Sie gemischtgeschlechtliche Degus dauerhaft ohne Kastration zusammen halten - siehe auch: Degu Nachwuchs. Gemischtgeschlechtliche Gruppen mit mehreren Böcken sind auch mit kastrierten Tieren nicht empfehlenswert und sollten nur von Experten versucht werden.

Normalerweise raten wir zu gleichgeschlechtlichen Tieren. Zweierbockgruppen sind relativ unproblematisch, größere Bockgruppen sollten eher aus Brüdern bestehen, sonst kann es dort durchaus mal knallen. Größere Weibchengruppen sind möglich - Ausnahmen gibt es aber natürlich immer.

Relativ einfach ist die Vergesellschaftung von Jungtieren bis zur abgeschlossenen Geschlechtsreife. Diese haben noch kaum Eigengeruch, sie haben noch keinen festen Rang und finden sich schnell zusammen. Ein erwachsenes Tier sollte idealerweise auch mit zwei oder mehr Jungtieren vergesellschaftet werden. Die Jungtiere werden sich dann dem alten Tier schnell unter ordnen. Ausgewachsene Tiere aneinander zu gewöhnen ist aufwendig und sollte von einem Laien nur unter Zuhilfenahme von erfahrenen Deguhaltern versucht werden.

Vor der Vergesellschaftung

Neue Degus, welche in eine größere Gruppe vergesellschaftet werden sollen, gehören vorab für mindestens zwei Wochen in Quarantäne. Auch wenn diese Degus aus einem gutem Stall kommen, können sie Krankheitskeime in sich tragen, die in Ihrem Stall nicht vorkommen. Durch Nichteinhaltung der Quarantäne hat sich leider schon so mancher Degusbesitzer schlimme Krankheiten in die Gruppen geholt. Degus aus unbekannter Herkunft (Fundtiere) müssen leider für vier Wochen in Quarantäne. Während der Quarantäne haben die Degus keinen Kontakt zueinander und sind räumlich getrennt. In der Quarantänezeit haben Sie die Möglichkeit das/die neuen Degus besser kennenzulernen. Es ist notwendig, auf jedes Krankheitszeichen besonders gut zu achten: ist der Kot gut geformt, die Nase trocken, benimmt sich das Tier normal, ist das Fell dicht und glänzend? Die einzige Ausnahme sind Babys, diese sollten auf keinen Fall einzeln in Quarantäne gehalten werden, ein erwachsenes Tier sollte ihnen dazu gesellt werden! Zwei Einzeltiere, die als Kleingruppe zusammen leben sollen, können auch sofort vergesellschaftet werden.

Folgende Möglichkeiten der Vergesellschaftung gibt es

Ideal sind meist Kombinationen verschiedener Vergesellschaftungsarten.

Trenngittermethode

Die Trenngittermethode wird angewandt, um ältere Tiere langsam aneinander zu gewöhnen. Ebenso wird sie auch bei Tieren die schon vergesellschaftet waren und sich gestritten haben oder wegen Krankheit getrennt waren eingesetzt um sie wieder aneinander zu gewöhnen. Auch bei Tieren, die sehr unruhig und angriffslustig sind, hat sich das Trenngitter bewährt.

Trennen Sie das Gehege der Tiere. Geben Sie z.B. den Degus nur einen Teil ihrer Voliere, trennen Sie in diesem Teil mittig das Gehege nochmal mit einem Gitter. Die Degus sollen sich sehen und riechen, aber nicht erreichen können. Ein Stabiles Trenngitter wird folgendermaßen gebaut: Messen Sie die Innenmaße des Geheges sorgfältig aus, bauen Sie zwei Holzrahmen die exakt hochkant ins Gehege passen, tackern Sie an den einen Rahmen einen engmaschigen Vierkantdraht und nageln sie dann den anderen Rahmen dagegen, so das die Tiere sich nicht an überstehenden Gittern verletzten können. Sichern Sie den Rahmen oben am Gehegerand oder legen Sie beidseitig unten noch einen Ziegelstein dagegen, damit das Gitter nicht verrutscht. Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, ziehen Sie noch ein zweites Gitter mit einem Abstand von mindestens 1 cm so können die Tiere sich durch das Gitter auf keinen Fall verletzen.

Wechseln Sie täglich oder auch nur alle zwei Tage, die Tiere von einer Seite zur Anderen. So nehmen die Tiere den Geruch des Anderen gut auf. Bei friedlicheren Degus reicht es sogar mitunter aus, nur täglich die Sandbadewannen zu tauschen, damit die Tiere einen ähnlichen Geruch bekommen. Wenn sich die Degus durch das Gitter angreifen wollen, das Fell stark sträuben und aggressiv wirken, lassen Sie die Tiere nicht zusammen! Es kann einige Wochen dauern, bis die Tiere sich beruhigen - meist reicht aber eine Woche Seitentausch und Trennung aus.

Wagen Sie dann den nächsten Schritt und lassen Sie die Tiere zusammen in den neutralen Auslauf.

Neutrale Auslauf

Wenn Sie sehr junge Tiere unter 10 Wochen vergesellschaften, ist es mitunter auch möglich, sie ohne Vorbereitung einfach auf neutralem Boden zusammen zu setzen. Ebenso werden Degus, die sich am Trenngitter vertragen anschließend zusammen in einen neutralen Auslauf gesetzt. Als neutraler Auslauf kann z.B. eine Badewanne, ein flexibler Gitterauslauf, Wohnungsflur oder kleines Badezimmer genutzt werden.

Im neutralen Auslauf sollten die Degus ein Häuschen oder einen Unterschlupf vorfinden, wo beide Degus gut hinein passen und wohin sie sich zurück ziehen können. Das Haus muss mindestens zwei Eingänge aufweisen, damit der unterlegene Degu leichter flüchten kann, wenn der überlegene Degu das Haus für sich beansprucht. Gut geeignet sind auch Kork- oder Weidenzweigtunnel. Das gemeinsame im Haus sitzen fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deugs. Des weiteren sollte zum Stressabbau eine Sandbadewanne vorhanden sein, idealerweise bestückt mit benutztem Sand beider Degus. Futter und vor allem Heuberge werden zur Ablenkung im ganzen Auslauf verteilt, Fressen lenkt von den Problemen ab und Heu mahlen beruhigt die angespannten Degunerven. Wassernäpfe wären im Vergesellschaftungsauslauf ungünstig: die Tiere könnten bei Streitigkeiten hindurch rennen und sich nass machen, was in der Folge zu Erkältungskrankheiten führen könnte. Besser wäre also (nur) in diesem Fall eine Nippentränke und geeignetes Grünfutter für die Wasserversorgung.

Der Halter sollte das Geschehen im Auslauf für mehrere Stunden im Auge behalten und bei Beißereien sofort eingreifen. Vertragen sich die Degus für mehrere Stunden im Auslauf, kann der nächste Schritt der Vergesellschaftung in Angriff genommen werden: die Degus dürfen in ihr Gehege ziehen. Vertragen sich die Tiere nicht optimal im Auslauf, sollten sie länger im Auslauf bleiben und der Halter muss ggf. mal eine Nacht neben dem Auslauf verbringen.

Zusammen im Gehege

Nach der Vergesellschaftung der Tiere mit Trenngitter und dem gemeinsamen Laufen auf neutralem Boden und nur wenn sich die Degus auch gut vertragen und viel kuscheln (kleine Kabbeleien sind ok), sollten die Tiere in ein neues Zuhause umziehen.

Das neue Gehege wird vorab gründlich gereinigt. Es kann helfen auch einen neuer Standort für das Gehege zu wählen. In das Gehege kommen erst einmal nur: Einstreu (auch vermischte Einstreu von den Trenngehegen), Heu und Sandbad.

Ein Streutausch sollte erstmal nicht vorgenommen werden. Idealerweise sind Teilreinigungen wenn es nötig ist. Dann wird die verschmutze Einstreu entfernt und nur neue Einstreu dazu gegeben.

Wenn möglich, bieten Sie frisch vergesellschafteten Tieren erstmal nur ein Teil ihres Geheges an. Erweitern Sie das Gehege dann schrittweise. Vertragen sich die Tiere im neuen Gehege, geben Sie ein neues Haus und dann Schritt für Schritt immer nur ein neues Spielzeug und beobachten Sie gut, ob sich die Tiere weiterhin vertragen. Gibt es wieder Zoff, müssen die Tiere wieder kleine gesetzt werden. Schlimmstenfalls, also wenn es wieder zu starken Streitereien oder gar Bisswunden kommt muss wieder ein Gitter angebracht und von Vorne begonnen werden.

Die Panikbox

Die Panikbox soll hier auch erwähnt werden, sie wird auch Kleinraummethode genannt. Allerdings drückt der Name Panikbox recht gut aus, was in der Box mit den Tieren passiert: sie haben Panik. Werden Degus in einem engem Raum gesperrt, haben sie Angst. Durch diese Angst finden sie schnell zum Partner, denn jeder Partner ist in so einer Situation besser, als kein Partner. Im Fall der Panikbox werden die noch fremden Degus in ein kleines Transportbehältnis mit Noteinrichtung und Futter gesteckt (Maße etwa 20 x 20 cm) und verbleiben für ein bis zwei Tage in der Box, bzw so lange, bis sich die Tiere gut vertragen.

Zwar ist es richtig, dass durch das Zusammensetzen zweiter Degus in so eine Box diese Tiere hinterher wahrscheinlich zusammen gefunden haben und sie sich dann auch dauerhaft vertragen. Trotzdem sollte diese Methode im Normalfall nicht angewendet werden. Auch wenn die Vergesellschaftung durch die Box schnell geht, ist es für die Tiere unnatürlich und mit großem Stress verbunden. Wir raten davon ab, diese Methode anzuwenden und erwähnen sie nur, weil sie oft nachgefragt wird.

Trennen von inneinander verbissenen Tieren

Solange die Tiere während den Vergesellschaftungsversuchen, nicht länger als 5 Sekunden als Knäuel zusammensitzen und sich beißen, sollten Sie nicht einschreiten, danach jedoch sofort.

Versuchen Sie nicht mit der bloßen Hand dazwischen zu greifen wenn die Tiere sich verbissen haben! In der Aufregung beißen die Tiere zu, auch in Ihre Hand. Die Methode, sie mit Handschuhen auseinander zu ziehen ist auch sehr umstritten, denn oft werden die Degus durch das Auseinanderziehen stark verletzt, wenn eine Degu sich in den anderen Degu verbissen hat.

Versuchen Sie statt dessen, mit einer dicken Pappe zwischen die streitenden Tiere zu kommen und sie so zu trennen. Es kann auch helfen, die Tiere mit ein wenig Futter abzulenken, wenn beliebtes Futter direkt neben die Tiere geschmissen wird, reagieren sie manchmal darauf. Auch ein "Heuregen" irritiert die Tiere so sehr, dass sie mitunter aufhören, sich zu streiten.

Abschließend:

Damit die Tiere sich schneller "riechen" können, wird leider immer noch empfohlen, Duftstoffe einzusetzen. Oft werden Parfüms empfohlen, allerdings enthalten diese für Gewöhnlich eine Menge für Degus giftige Stoffe (Alkohole), diese werden von den Degus abgeleckt und können zu Vergiftungen führen. Auch andere Duftstoffe sollten nicht eingesetzt werden, da diese wieder verfliegen und der Eigengeruch dann wieder durchkommt und für neuen Stress sorgt.

Bei älteren Tieren kommt es öfter vor, dass sie kurz nach dem Verlust des Partners noch nicht bereit sind, sich neu vergesellschaften zu lassen. Nach Möglichkeit sollten Sie Ihr älteres Tier, z. B. wenn es den Partner verloren hat, ein wenig zur Ruhe kommen lassen (nicht länger als fünf Tage). Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Vergesellschaftung dann meist friedlicher abläuft, scheinbar freut sich die Degu dann über neuen Artgenossen. Lassen Sie niemals einen Degu allein, nur weil er alt ist. Wollen Sie die Deguhaltung aufgeben, dann suchen Sie bitte ein neues Zuhause in einer Degugruppe für den verbliebenen Degu.

Nicht alle Tiere passen zusammen! Wenn die Tiere sehr aggressiv aufeinander reagieren und überdeutlich eine Abneigung gegen die, von Ihnen gewählten Partner zeigen, dann sollten Sie nicht versuchen, diese Tiere zusammen zu zwingen!