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Milben und andere Parasiten bei Rennmäusen

Bei Rennmäusen kommen am häufigsten Räude-, seltener Pelzmilben, sehr selten auch Haarlinge und Flöhe vor.

Haar-/Pelzmilben:
Arten: Myobia musculi und Myocoptes musculinus.
Symptome: Unruhe und oder Inaktivität, Juckreiz (vermehrtes Putzen), teilweise Schuppen, Gewichtsabnahme. Bei extrem starkem Befall kommt es zum Tod durch Stress.
Diagnose: Haarmilben sind oft schon als kleine schwarze Punkte im Fell zu erkennen, oft findet man sie an den Flanken, Bauch und im Kopfbereich. Mittels eines einfachen Tesaabklatsches sind sie gut unter dem Mikroskop zu erkennen.

Räudemilben:
Arten: Sarkoptesräude (Sarcoptes anacanthos), Notoedresräude (Nottoedres notoedres). Die Sarkoptes Milben siedeln sich am ganzen Körper unter der Haut an und ernähren sich da von Gewebesäften. Notoedresräudemilben finden sich meist auf den Ohren, teilweise auch im ganzen Gesicht, an den Beinen und an den Genitalien und am Schwanz.
Symptome: Sichtbar sind schorfige und teilweise blutig verkrustete Wunden an den befallenen Stellen, selten Haarausfall. Unruhe und oder Inaktivität, Juckreiz (die Maus wirkt unruhig und kratzt/putzt sich häufig), Gewichtsabnahme. Teilweise werden zahme Tiere durch den Befall eher agressiv und bissig. Bei extrem starkem Befall kommt es zum Tod durch Stress.
Diagnose: Durch Sichtung der Wunden ist keine einwandfreie Diagnose möglich. Ein tiefes Hautgeschabsel ist bei unsicherem Befund angeraten.

Haarlinge, Flöhe
Arten: Selten kommt es beim Hamster zu einem Befall mit Haarlingen (Listophorus gibbus). Diese siedeln bevorzugt am Kopf und Afterregion. Sie leben auf der Haut und ernähren sich von Hautausscheidungen. Flöhe leben überall auf dem Tier (ein Befall ist extrem selten)
Symptome: Wunden und Rötungen am Körper, selten Haarausfall. Unruhe und oder Inaktivität, Juckreiz (das Tier wirkt unruhig und kratzt/putzt sich häufig), G
Diagnose: Haarlinge sind schon mit blosem Auge als kleine weiße oder schwarze Würmchen zu erkennen. Mittels eines einfachen Tesaabklatsches sind sie gut unter dem Mikroskop zu erkennen. Flöhe sind als kleine, schwarze, sich bewegende Flecken zu erkennen.

Die Ansteckung mit Parasiten erfolgt durch den direkten Kontakt der Tiere mit anderen Tieren und Artgenossen, die Parasiten befinden sich teilweise auch im Futter und in der Einstreu.

Es kann auch zu einem Befall mit der Tropischen Rattenmilbe oder der Roten Vogelmilbe kommen. Wir gehen auf diese Milbenarten in einem speziellem Artikel ein: Infotext: Tropische Rattenmilbe / Rote Vogelmilbe.

Klinisches Bild

Bei einem sehr starkem Befall zeigt das Rennmäusen folgende Symptome:
Starker Juckreiz, Hautläsionen (verschorfte Haut), Schuppen, Haarausfall, sie wirken unruhig und kratzen sich häufig, im weiteren Verlauf springen sie vor Schmerzen in die Höhe oder geben sich ganz auf und werden apathisch. Sie quieken wenn man sie anfassen will vor Schmerzen, das Fell steht struppig ab. Flöhe sind als kleine schwarze Punkte im Fell zu erkennen. Haarlinge erkennt man als kleine, weiße Würmchen (ca. 1 mm groß) direkt im Fell.

Ein unbehandeltet Befall kann zum Tod durch Stress führen!

Eine Diagnose durch einen erfahrenen Tierarzt ist unbedingt notwendig, ein Laie kann die verschiedenen Milbenarten nicht erkennen und auch andere Sekundärinfektionen wie z.B. Pilzbefall nicht ausschließen und behandeln.

Folgende Faktoren begünstigen einen Befall

  • Starker Stress -evtl. passt die Gruppe nicht zusammen, oder es gab Rangordnungskämpfe bei neu zusammengesetzten Tieren, Jungtiere die in die Pubertät kommen haben oft Stress ebenso wie Tiere allzu wild bespielt oder zu oft wärend ihrer Ruhezeiten geweckt und aus dem Käfig gezogen werden.
  • Unsauberkeit - in einem zu selten gereinigtem Käfig vermehren sich die Milben rascher.
  • Sauberkeit - in einem zu häufig desinfizierten Käfig können die Tiere keine Abwehrkräfte bilden, das Imunsysthem erlahmt.
  • Falsche Käfigeinrichtung, falscher Käfig- In Plastikhäusern und -röhren sowie in Aquarien und Terrarien herrscht ein warmes, feuchtes Klima in dem sich Milben, Bakterien und Pilze wohl fühlen. Rennmäuse sollten immer ein Gehege mit einer guten Luftzirkulation bewohnen
  • Schlechte Ernährung - die Abwehrkräfte der Tiere sind durch Vitamin und Mineralienmangel geschwächt, die Haut wird durch den Mangel an Fettsäuren brüchig. Die Ernährung sollte überdacht und ggf. umgestellt werden
  • Krankheiten - bei bestehenden anderen Krankheiten stehen die Tiere unter Stress und das Immungsystem ist gestört, so das sich Milben ansiedeln können.

Behandlung von Milben und anderen Parasiten

Eine Milbenbehandlung darf nur nach vorheriger Ärztlicher Diagnose und nur bei einem bestätigtem Befall erfolgen! Eine prophylaktische Behandlung ist nicht möglich! Egal womit Sie die Rennmäusen einsprühen, betropfen oder eincremen, vergessen Sie niemals, dass Sie mit GIFT hantieren. Die meisten gut wirksamen Präparate sind Nervengifte die bei einer Überdosierung toxisch wirken. Halten Sie sich unbedingt an die angegebenen Dosierungen!

Nehmen Sie Abstand von frei verkäuflichen Mitteln aus dem Zooladen, diese wirken meist nicht zuverlässig und können Ihrem Tier bei falscher Dosierung schaden.

Sollte Ihr Tierarzt Ihnen ein Medikament zum Baden mitgeben wollen, weigern Sie sich. Baden ist für Mäuse großer Stress. Stress ist allerdings ein starker auslösenden Faktor für Milbenerkrankung und so verlängert sich die Behandlungsdauer bei Tieren die gebadet werden meist. Außerdem ist es schwer, das Mäusefell zu trocknen, ein nasses Fell begünstigt aber die Auskühlung des Tieres und somit Lungenerkrankungen.

Sehr gut werden Spot on Produkte vertragen, folgende MIttel sind zu empfehlen:

Strongholt (1 Tropfen aus der 15 mg Tube )
Advocate (1 Tropfen /0,01 ml pro 100 g Körpergewicht)
Diese Spot on werden direkt in den Nacken des Tieres getropft und dort leicht verrieben. Nach der Öffnung sind die Produkte nur wenige Stunden haltbar.

Injektionen sind möglich, aber umstritten:
Ivermectin (Ivomec - auch als Spot on zu bekommen) oder Doramectin (Dectomax) als Injektion. Die korrekte Dosis liegt bei 20-40 yg (Mikrogramm!) Selamectin pro 100 g Gewicht. Die richtige Dosierung wäre also 0,02 mg/100 g. Häufig wird Ivomec auch als Spot on verwendet, dabei wäre allerdings die richtige Dosis für ein Tier mit 100 g ein knapper drittel Tropfen. Deshalb ist Dosierung nicht ganz leicht und es wird nicht selten überdosiert. Bei einer Überdosierung kommt es zu Nervenschädigungen, Koma, Zittern, starkes Speicheln etc. Deshalb empfehlen wir beide Präparate nur dann, wenn Stronghold oder Advocate nicht helfen.

Nach der Behandlung

Die Tiere werden nach der Behandlung in eine saubere Transportbox mit Nistmaterial gesetzt (Zellstoff) oder dürfen in ihren Auslauf. Das Gehege muss leider gründlich gereinigt werden (s. U.). Erst nach der gründlichen Reinigung werden die Tiere in ihr Gehege zurück gesetzt.

Wichtig:

Durch die erste Behandlung werden alle Milben, Flöhe und Haarlinge getötet, nicht aber deren Eier aus denen meist innerhalb von 10 - 14 Tagen Larven schlüpfen die in kurzer Zeit für einen neuen Befall sorgen. Einige Mittel wirken bei kleinen Tieren nicht über einen längeren Zeitraum zuverlässig. Bei einem starkem Befall oder nur kurzfristig wirkenden Mitteln ist deshalb eine Nachbehandlung zu empfehlen, sonst ist der Befall nur vorübergehend gestoppt, kann sich aber nach kurzer Zeit wieder ausbreiten.

Eine Überdosierung von Medikamenten erkennen Sie an den typischen Vergiftungserscheinungen: NS-Depression (Koma), Zittern, starkes Speicheln, weite Pupille, treten diese Symptome auf ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen.

Sprays wie Bolfo, Frontline oder andere können wir für Rennmäuse nicht empfehlen, sie gelangen zu leicht in die Atemwege, werden zu leicht überdosiert und können Haut und Atemwege massiv reizen. Müssen Sie diese Mittel anwenden, dann sprühen Sie diese auf keinen Fall auf das Tier! Es wird immer auf die eigene Hand gesprüht und dann damit das Tier behandelt. Allerdings wäre eine Behandlung mit Frontline nur dann sinnvoll, wenn andere Mittel nicht wirken.

Ebenso können wir folgende Päperate nicht als sicheres Mittel gegen Schädlinge empfehlen: Verminex von Petvital (enthält Öle die nicht näher angeben sind, bei starkem Befall nicht zuverlässig Wirksam), Exner Petguard (soll angeblich Schädlinge durch ersticken töten, wirkt aber bei starkem Befall oft nicht und verklebt das Fell). Neem- oder Teebaumpräparate wirken nicht zuverlässig und verkleben das Fell.

Tipp:

Bei starkem Juckreiz kann man den Tieren Fenistil geben. Entweder als Salbe dünn auf die befallenen Stellen auftragen oder einen Tropfen "Fenistil Tropfen" 1:3 mit Wasser verdünnt direkt eingeben. Stark verschorfte schlecht heilende Wunden kann man zusätzlich mit Bephanten Augen und Nasensalbe versorgen.

Auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralien ist zu achten, geschwächte Tiere benötigen mehr Nährstoffe als gesunde Tiere.

Reinigung

Bei einem Milbenbefall muss, um einen erneuten Befall zu verhindern, das Gehege gründlich gereinigt werden. Es sollte sicher gestellt werden, dass alle Milben dabei abgetötet werden. Waschen Sie das Gehege mit heißem Essigwasser aus, danach gründlich ausspülen und sprühen Sie es auch mit einem Umgebungsspray gegen Parasiten wie Bactazol, Frontline oder Ardap aus, lassen Sie das Gehege danach gut austrocknen und auslüften!

Alle Einrichtungsgegenstände im Gehege sollten ebenfalls gereinigt werden. Waschen Sie alle abwaschbaren Teile ebenfalls gut mit Essigwasser aus. Holzteile und Kork sollten Sie für 40 Minuten bei knapp 100 Grad im Ofen ausbacken. Heunester und andere nicht abwaschbaren Teile sollten für 48 Stunden tiefgefroren werden. Keramikteile können in der Mikrowelle 2 Minuten auf der höchsten Stufe von Milben befreit werden.

Um einem erneuten Befall vorzubeugen können oder sollten Sie das Futter der Tiere sowie die Einstreu und auch Heu vor der Verwendung für 2 Tage einfrieren.

Darmparasiten

Art: Kokzidiose (Eimeria caviae).
Kokzidien sind Einzeller, welche im Darm (Darmkokzidiose) vom Nagern leben und sich dort auch vermehren. Sie entwickeln sich in einem mehrphasigen Zyklus. Durch den Kot der befallenen Nagern werden Eier (Oozysten) ausgeschieden, welche in der Außenwelt monatelang überleben. Die Übertragung und Aufnahme der Kokzidien/Oozysten erfolgt oral über Kot, Futter, Einstreu.
Symptome: Verdauungsstörungen, starker breiiger bis wässriger, teilweise blutiger, meist stark übel riechender Durchfall. Das befallene Tier wirkt teilnahmslos, inaktiv und frisst nicht mehr ausreichend, das Fell steht struppig ab, es kommt zu Blähungen. Nicht selten führt eine Kokzidiose schnell zum Tode des Tieres. Jungtiere sterben meist recht schnell an einem Befall. Es können aber auch (gerade ältere) Tiere Befallen sein und die Erreger ausscheiden und weitergeben, welche selber keine Symptome zeigen!
Diagnose: Eine Kotuntersuchung ist notwendig, die Oozysten könnnen mit einer Kotflotation eindeutig nachgewiesen werden.
Behandlung: Zur Therapie werden Sulfonamidpräparate eingesetzt. Gute Erfahrungen wurden bei Behandlungen mit Baycox® 5 % für Ferkel gemacht. Dosierung 25 mg/l.
Wichtig: Stress und falsche Fütterung begünstigen einen starken Kokzidienbefall. Unsauberkeit ist einer der wichtigsten Auslöserfaktoren. Wärend einer Kokzidienbehandlung muss die Einstreu zu Beginn und zum Ende komplett gewechselt werden, der Bereich um das Gehege muss gründlich gereinigt werden (Teppiche werden gründlich und langsam abgesaugt, kein Auslauf wärend des Befalles!). Eine gründliche Käfigdesinfektion mit kochendem Wasser und Essigessenz tötet Oocysten zuverlässig ab. Es ist darauf zu achten, dass die Tiere kein verschmutzes Futter zu sich nehmen. Futter und Kot dürfen nicht miteinander in Berührung kommen. Zusätzliche Vitamin C Gaben sind ratsam.

Weitere Infos und viele Bilder zu den verschiedenen Erkrankungen bekommen Sie auch hier:
Diseases of Research Animals

Art: Spulwurm (Paraspidodera uncinata).
Spulwürmer siedeln sich im Blindarm (Colon) an.

Peitschenwurm (Trichuris gracilis)
Peitschenwürmer siedeln sich im Dickdarm und Blindarm an.

Symptome: In erster Linie sind Jungtiere und stark geschwächte Tiere betroffen. Oft ist ein Befall fast symtomlos, manchmal fällt leichter Gewichtsverlust auf. Bei Jungtieren und stark geschwächten Tieren (z.B. durch Stress, Umzug, häufiges Wecken etc.)kommt es zu starken Symtomen, das befallene Tier wirkt teilnahmslos, inaktiv und frisst nicht mehr ausreichend, es magert ab und oft kommt zu schleimigem Durchfall. Die Tiere schubbern mit dem Hintereil über den Boden, da Wurmbefall zu Juckreiz führt. Ein starker Befall sorgt für chronische Dünndarmentzündungen.
Diagnose: Die ausgeschiedenen Eier beider Wurmarten werden im Kot nachgewiesen, mitunter werden auch Würmer ausgeschieden.
Behandlung: Sinnvoll ist eine Behandlung mit Fenbendazol (z.B. Panacur®, 10 mg/kg) oder auch Febantel (Rintal®, 5 - 20 mg/kg). Das Medikament wird 1 - 5 Tage gegeben. Es ist ebenfalls möglich, mit Dectomax oder Ivomec zu behandeln.
Wichtig: Es wird wärend der Behandlung eine tägliche, gründliche Reinigung des Geheges empfohlen, eine gründliche Käfigdesinfektion mit kochendem Wasser und Essigessenz tötet Würmer ab. Es ist darauf zu achten, dass die Tiere kein verschmutzes Grünfutter zu sich nehmen. Gras und anderes Grünfutter sollte möglichst dort gepflückt werden, wo keine Wildkaninchen wohnen oder es wird sauber in Schalen zuhause gezogen - siehe auch: Pflanzen im Kleintiergehege.