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Ad-libitum-Fütterung

Ad libitum ist lateinisch und heißt übersetzt etwa: "nach Belieben". Das bedeutet nichts anderes, als dass Kaninchen aus jeder Futtermittelgruppe (Heu, Wiesengrün, Grünfutter, Gemüse, Zweige) Komponenten zur Verfügung haben sollten, aus denen sie nach Belieben auswählen können. Die Tiere müssen also jederzeit die Möglichkeit haben, aus den verschiedenen Futtermittelgruppen auszuwählen / zu selektieren. Das ist nichts Neues und nichts Ungewöhnliches, so eine Fütterung wird von uns schon lange empfohlen. Aber da eine solche Fütterung gerade als totale Neuheit durchs Internet geistert und es viele Fragen dazu gibt, versuchen wir nun, die Ad-libitum-Fütterung ein wenig näher zu erklären:

Kaninchen, die jederzeit Zugang zu einer Mischwiese haben, sind im Grunde schon ad libitum ernährt, da sie jederzeit aus vielen verschiedenen Futtermitteln wählen können. Aber das ist natürlich bei den meisten Tieren nicht möglich. Im Folgenden wird also erläutert, wie die Ad-libitum-Fütterung bei Heimtieren aussehen kann.

Die erste relevante Futtermittelgruppe für Kaninchen in der Heimtierhaltung ist das Heu. Hier ist es wichtig, das Heu an mehreren Stellen im Gehege anzubieten, damit alle Tiere der Gruppe jederzeit in Ruhe fressen können. Mehrere Heusorten (1. Schnitt, 2. Schnitt, Kräuterheu) sind sinnvoll. Die Heuraufen müssen regelmäßig komplett neu befüllt werden, etwa wenn sie zu 50 % leer gefressen sind. Die Kaninchen müssen jederzeit selektieren können. Werden die Tiere gezwungen, ihr Heu komplett aufzufressen, können sie nicht mehr selektieren und nehmen auch schädliche Bestandteile auf.

Der zweite - und im Grunde wichtigste - Bestandteil der Fütterung ist das Grünfutter. Folgende Komponenten gehören zu dieser Futtermittelgruppe:

  • Wiesengrün (Gräser, Löwenzahn etc.)
  • Grüne Pflanzenteile von Kulturpflanzen (Möhrengrün, Kohlrabiblätter, Radieschenblätter, Maispflanzen etc.)
  • Küchenkräuter (Petersilie, Dill, Melisse etc.)
  • Blattgemüse (Salate und Blattkohlsorten)
  • Blätter von Bäumen und Büschen

Aus dieser Futtermittelgruppe sollten die Tiere immer mehrere Komponenten zur Auswahl haben. Da fangen die echten Probleme für die meisten Halter an, denn diese Futtermittelgruppe steht häufig nur eingeschränkt zur Verfügung, vor allem im Winter. Allerdings ist gerade Grünfutter der wichtigste Bestandteil der Kaninchenernährung und die Tiere dürfen sich daran satt fressen. Grünfutter ist wichtiger als Gemüse!

Dazu kommen getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten (Grünfutter getrocknet). Kräuter sind in hochwertigem Heu ohnehin vorhanden. Ist die Heuqualität nicht so gut oder steht kaum frisches Grünfutter zur Verfügung (z. B. im Winter), werden getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten zugefüttert. Diese sollten dann auch jederzeit zur Verfügung stehen.

Gemüse ist eine weitere Futtermittelgruppe, die teilweise das Grünfutter ersetzt und zugleich Vitamine zuführt. Es sollte immer so viel Gemüse gereicht werden, dass sich bei der nächsten Fütterung noch Reste finden lassen, zumindest die Reste von ein oder zwei der verfütterten Gemüsesorten. Es ist nicht gesund, wenn die Tiere bei den 3-4 Fütterungen am Tag das gesamte Gemüse innerhalb von Minuten komplett wegfressen und dann bis zur nächsten Fütterung nur noch Heu vorfinden.

Je nach Jahreszeit und Bedarf sollte Fettfutter in Form von Kernen und Sämereien vorhanden sein. Bei Kaninchen mit ausgewogener Ernährung muss selbst das nicht rationiert werden, da die Tiere bei freier Auswahl nicht zu viel Fettfutter aufnehmen. Stehen aber nicht jederzeit alle Futtermittelkomponenten zur Verfügung, sollte das Fettfutter auf 2-3 Teelöffel pro kg Kaninchen und Woche reduziert werden (sehr schlanke Tiere, Mütter in der Jungenaufzucht und alte Tiere, die an Gewicht verlieren, können mehr bekommen).

Auch aus der letzten Futtermittelgruppe, dem Knabberkram (Zweige von Büschen und Bäumen), sollte immer etwas vorhanden sein.

Eine weitere Futtermittelgruppe sind die Leckerchen in Form von Obst, Erbsenflocken, Wiesengrascobs, Trockengemüse etc. - diese werden nicht zur freien Verfügung angeboten!

Fazit: Ad libitum bedeutet nicht, dass jederzeit viele Futtermittel aus jedem Bereich zur Verfügung stehen müssen (es müssen also keine Gemüseberge im Gehege liegen). Es bedeutet, dass die Tiere zu jeder relevanten Futtermittelgruppe jederzeit Zugang haben müssen, damit der Darm und die Verdauung immer gleichmäßig belastet werden und die Nährstoffe gleichmäßig zur Verfügung stehen, und damit die Tiere selektieren können.

Hinweise: Diese Fütterung darf nur bei ganz gesunden Tieren mit einem gesunden Darm durchgeführt werden! Tiere mit vorgeschädigtem Darm könnten durch eine solche Fütterung gesundheitliche Probleme bekommen. Kaninchen mit Atemwegserkrankungen können häufig nur schlecht selektieren, da ihr Geschmacks- und Geruchsempfinden stark eingeschränkt ist. Kaninchen, die bisher anders ernährt wurden, müssen langsam auf diese Ernährung umgestellt werden. Es ist gerade bei großen Gruppen immer darauf zu achten, dass alle Tiere Zugang zu allen Futtermitteln haben, deshalb sollten immer mehrere Futterstellen eingerichtet werden.

Ich bedanke mich bei Rotraud Hellhake für das Lektorat.