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Eine Kurzinfo zur Myxomatose

Myxomatose ist eine gefährliche Erkrankung, die jeder Kaninchenhalter kennen sollte. Es handelt sich hier um eine Viruserkrankung, die immer wieder eine hohe Ausbreitungs- als auch Sterberate verzeichnet.

Myxomatose Leporipoxvirus myxomatosis

Das Myxomatosevirus gehört zu der Familie Pockenviren. Nach einer überstandenen Krankheit ist der Virus noch bis zu 6 Monate im Organismus des Tieres aktiv und somit ansteckend. Andere Tiere (Hunde, Katzen, etc.) oder Menschen sind durch den Virus nicht gefährdet. Nur im Labor ist eine Ansteckung möglich, der Virus ist also Wirtspezifisch.

Übertragung

Vor dem Virus ist kein Kaninchen sicher, denn er kann auf viele Arten übertragen werden. Durch blutsaugende Insekten wie Stechmücke und Kaninchenfloh wird es häufig übertragen, vor allem der Kaninchenfloh ist hier als Hauptüberträger zu nennen. Ebenso kann das Virus durch Milben, Zecken und Läuse übertragen werden. Eine Übertragung durch Futter ist ebenso möglich, vor allem gesammeltes Grünfutter steht in Verdacht das Virus zu übertragen. Fliegen können das Virus übertragen. Aber auch von Kaninchen zu Kaninchen oder von Mensch zu Kaninchen wird es übertragen. Auch andere Tiere können den Virus teilweise übertragen - auch wenn sie selbst nicht an dem Virus erkranken. Es ist also nicht möglich, sich vor dem Virus sicher zu schützen. Nur eine Impfung bietet Schutz!

Krankheitszeichen

Die Anzeichen der Myxomatose sind nicht einheitlich, sie hängen von vielen Faktoren ab. Die Inkubationszeit des Virus beträgt nur 3 - 10 Tage. Anzeichen einer möglichen Infektion können sein: Schwellungen an den Augen, Augenausfluss, Ödeme, andere Infektionen. Es gibt drei mögliche Verlaufsformen einer Infektion. Bei der akuten Verlaufsform sieht man geschwollene Augenlider (Bindehautentzündung), später weitere Anschwellungen im Kopfbereich (Augen, Nase, Lippen, Ohren) und eitriges Augensekret, später auch Fieber und Ödembildung am ganzen Körper. Zu begin der Krankheit sind die Tiere noch recht munter und nehmen gut Futter auf, nach 1 - 2 Wochen stellen sie die Nahrungsaufnahme ein und versterben. Bei der perakuten Verlaufsform sind die Anzeichen weniger ausgeprägt, meist erkennt man nur eine Anschwellung im Augenbereich die oft mit einer harmlosen Bindehautentzündung verwechselt wird, die Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Bei der chonischen Verlaufsform bilden sich vor allem am Kopf und an den Läufen Knoten und Ödeme, gesunde Tiere können so eine Infektion überleben.

Behandlung

Die Myxomatose ist nicht heilbar. Trotz Behandlung sterben die meisten Tiere an der Myxomatose. Überlebt ein Tier, überträgt es auch noch Monate nach der Erkrankung das Virus und wird nicht immunisiert. Ist ein Kaninchen erkrankt, kann es es mit Antibiotika, Paramunitätsinducern, Infusionen behandelt werden. Eine Notimpfung ist nicht angeraten, sie verschlimmert die Situation. Die meisten erkrankten Kaninchen versterben trotz Behandlung.

Impfung

Nur die Impfung bietet Schutz!
Nur gesunde Kaninchen dürfen und sollten geimpft werden. Ist ein Kaninchen erkrankt, erfolgt die Impfung erst nach dem Ausheilen. Ist das Tier chronisch krank (z.B. Kaninchenschnupfen), muss der Tierarzt abwägen, ob eine Impfung möglich ist. Nicht geimpfte Kaninchen und Kaninchen die bereits eine Myxomatoseerkrankung überstanden haben, müssen streng von geimpften Kaninchen getrennt werden! Eine Impfung bewirkt im Körper der Kaninchen die Bereitstellung von Abwehrzellen gegen den Myxomatosevirus. Steckt sich das geimpfte Kaninchen mit dem Virus an, kann das Immunsystem schnell reagieren und die Erkrankung verläuft harmlos und mitunter auch völlig unbemerkt.

In Deutschland und Österreich ist die Impfung das beste Mittel gegen Myxomatose. In der Schweiz ist die Myxomatoseimpfung nicht zugelassen.
Es gibt verschiedene Impfstoffe die auf verschiedenen Wegen eingebracht werden. Normalerweise werden sie subkutan (unter die Haut) gespritzt. Zugelassene Impfstoffe (teilweise Doppelimpfstoffe gegen RHD und Myxomatose): Cunivak Jet®, Cunivak Myxo®, Cunivak Combo®, Dercunimix®, Lapimed Myxo id®, Nobivak Myxo-RHD®, Riemser Myxomatose-Vakzine®, Lapimed RHD®, Rika-Vacc Myxo dn®, Rika-Vacc Myxo jet®, Rika-Vacc Duo®.

Grundimmunisierung
Bei Jungtieren wird eine Grundimmunisierung vorgenommen, wenn sie in einem Gebiet wohnen, dass stark Myxomatosebelastet ist oder sie zur Zucht eingesetzt werden und auf Zuchtschauen gehen. Für die Grundimmunisierung wird die erste Impfung im Alter von 4-6 Wochen durchgeführt, eine Wiederholungsimpfung findet dann nach ca. 4 Wochen statt.

Ob eine Grundimmunisierung nötig ist, wird dem Beipackzettel des Impfstoffes entnommen.

Impfmodus
Die meisten Impfstoffe wirken etwa 6 Monate, eine Impfung ist also 2 x im Jahr nötig. Um einen optimalen Schutz zu erreichen, wird Anfang März/April geimpft, dann ist der Impfschutz besonders hoch, wenn im Frühjahr die Tiere auf die Wiese dürfen.Eine weitere Impfung kann dann schon nach 5 Monaten erfolgen, damit im Spätsommer wenn es viele blutsaugende Insekten gibt ein Impfschutz gewährleistet ist.

Auch wenn es in einem Jahr kaum Myxomatose Fälle gibt, müssen Sie trotzdem 2 x im Jahr impfen lassen. Durch Impfmüdigkeit kann sich die Seuche weiter ausbreiten und wird im nächsten Jahr umso heftiger zuschlagen! Das Virus hält sich 6 - 7 Monate, es ist also trotz der sinkenden Gefahren im Winter ebenfalls zu impfen. Zusätzlichen Schutz bieten Sauberkeit und Vorsicht.

Ausnahmen
Der Viruslebendimpfstoff Impfstoff Nobivac® ist ein Kombiimpfstoff gegen Myxomatose und RHD. Ab der fünften Lebenswoche wird er einmalig verabreicht, eine Grundimmunisierung ist nicht notwendig, er wirkt bis zu 16 Monate, eine jährliche Nachimpfung im Frühjahr wird empfohlen. Weitere Informationen zu diesem Impfstoff finden Sie hier: Nobivac® Myxo RHD.

Ihr Tierarzt wird Ihnen sagen, wann und wie zu impfen ist.

Es gibt in Deutschland auch Gebiete, die als Myxomatosefrei gelten, ggf. ist es hier wirklich nicht nötig zu impfen. Gibt Ihnen Ihr Tierarzt die Auskunft, dass in Ihrem Wohngebiet nicht geimpft werden muss, dann lassen Sie sich diese Aussage von einem zweiten Tierarzt bestätigen! Fragen Sie jährlich nach, ob sich an der Situation etwas geändert hat und doch geimpft werden muss. Geimpft werden muss allerdings grundsätzlich, wenn Sie mit Ihren Tieren an Ausstellungen teilnehmen oder Urlaubsreisen vornehmen.

Achten Sie selber auf die nächste fällige Impfung und führen Sie einen Impfpass! Im Impfpass werden sowohl das Datum der Impfung als auch der Impfstoff (das ist sehr wichtig, damit bei späteren Impfungen der gleiche Stoff verwendet wird oder genau bestimmt werden kann, ob ein anderer Impfstoff eingesetzt werden kann) vermerkt.

Nebenwirkungen
Jede Impfung kann Nebenwirkungen haben. Folgende Nebenwirkungen sind möglich: Knoten an der Einstichstelle der Impfspitze/-nadel, Vorübergehen Schwächung des Immunsystems und in der Folge können Erkrankungen, die bisher nicht ersichtlich waren, ausbrechen (Schnupfen, mitunter auch Darmerkrankungen/Durchfall), Ausbruch der Impfmyxomatose (vor allem bei geschwächten Tieren kann der Lebenimpfstoff zu einer Infektion führen). Die Impfstoffe enthalten verschiedene Zusatzstoffe, die auch eine schädigende Wirkung haben können.

Bitte lassen Sie sich nicht durch die Möglichen Nebenwirkungen verunsichern, das Risiko einer Erkrankung durch die Impfung ist extrem gering, ungeimpfte Kaninchen erkranken allerdings wesentlich häufiger an der schweren Verlaufsform der Myxomatose und versterben daran!

Mehr Informationen zu Impfempfehlung bekommen Sie hier:

Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am FLI/ Leitlinie zur Impfung von Kleintieren und weitere

Berichte über eine Myxomatoseerkrankung - mit Bildern, finden Sie hier:

Erfahrungsbericht über Myxomatose

Ein sehr informativer Artikel zur Myxomatose findet sich hier:

Myxomatose

Quellen unter anderem

Gabrisch und Zwart Krankheiten der Heimtiere; Schlütersche; Auflage 2005 (und Studienausgabe 1989)

Anja Ewringmann Leitsymptome beim Kaninchen / Diagnostischer Leitfaden und Therapie

Wenzel/Albert Kaninchenkrankheiten

Winkelmann Kaninchenkrankheiten Ulmer Verlag

Isenbügel Heimtierkrankheiten

Kraft; Hein; Emmerich Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen und Frettchen; Schattauer

Peter C. Berghoff Kleine Heimtiere und ihre Erkrankungen

Walter Baumgartner, Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus- und Heimtiere, Verlag Parey, 6. Auflage 2005

Kathy Smith; Rabbit Health in the 21st Century, second Edition; iUniverse. Jörg Grünwald, Christof Jänicke Grüne Apotheke GU Verlag

Weitere Quellen hier: Quellen der Nager Info