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Beschäftigungsideen bei Innenhaltung

Das Anti-Langeweile-Programm der Wildkaninchen

Wildkaninchen kennen keine Langeweile. Allein die vielen kleinen Mahlzeiten, die sie zu sich nehmen, müssen erst einmal gefunden werden. Je nach Jahreszeit hoppelt man von Halm zu Halm, pflückt sich ein paar leckere Blumen, reckt sich nach schmackhaften Blättern und Früchten, nagt an den Rinden von Bäumen und Sträuchern oder gräbt sich eine wohlschmeckende Wurzel aus. Dabei darf ein Kaninchen natürlich nicht unaufmerksam werden, denn auch seine Fressfeinde haben Hunger. Ein Glück, dass die vielen anderen Mitglieder der Gruppe ebenfalls aufpassen und einen bei Gefahr rechtzeitig durch das Klopfen mit den Hinterläufen warnen. Dann sprinten alle zum nächstgelegenen Eingang ihrer unterirdischen Bauten. Die natürlich erst einmal gegraben werden müssen, auch eine langwierige Beschäftigung. Und der Sprint, der bei Gefahr das Leben rettet, setzt voraus, dass alle Muskeln gut trainiert sind. Die viele Bewegung bei der Futtersuche und auch das Jagen und Springen bei Diskussionen um die Rangordnung ist da das beste Fitnessprogramm. Der Gang zur Toilette kann auch schon mal ein größerer Spazierhoppelgang werden, denn das Revier der Gruppe ist bis zu einem Kilometer groß und sein Geschäft erledigt man am Rand des Reviers, das lernen die Kleinen schon früh von den Erwachsenen. Immerhin möchte man ja keine Fressfeinde anlocken, und die Kollegen aus der Nachbarschaft sollen auch wissen, wo für sie die Grenze ist. Besonders in der Paarungszeit, wenn es den Wildkaninchen eine Freude ist, für die Arterhaltung zu sorgen. Nun gut, Letzteres müssen und sollten unsere Hauskaninchen nicht, es gibt wahrlich genug von ihnen und täglich kommen neue "Notfelle" hinzu, die ein gutes Zuhause suchen. Aber was ist mit den restlichen Dingen, die den Wildkaninchen Langeweile ersparen und sie fit und gesund halten? Was davon können wir unseren Fellnasen sogar in der Wohnung anbieten und was brauchen wir dafür?

Die 1. Grundvoraussetzung: mindestens ein Artgenosse

Wildkaninchen leben wie gesagt in großen Gruppen. Hier müssen die meisten Halter einen Kompromiss eingehen, denn die Gruppenhaltung erfordert sehr viel Platz, und auch die Kosten für Futter, Einstreu und Tierarzt steigen mit jedem Tier. Mindestens einen Artgenossen braucht allerdings jedes Kaninchen, um glücklich zu sein. Kein Mensch kann 24 Stunden am Tag bei seinem Kaninchen sein, und selbst wenn, könnte er keinen Artgenossen ersetzen. Wir können nicht mit unseren Kaninchen zusammen durch enge Tunnel kriechen, ihr Fell schlecken oder auf dem Weg zum Tierarzt mit in der Transportbox sitzen und Trost spenden. So sehr wir uns auch bemühen mögen, unseren Hopplern ein guter Kumpel zu sein - wir sind einfach keine Kaninchen. Unsere Kleinen trauen uns nicht einmal zu, dass wir eventuelle Gefahren rechtzeitig erkennen - mit Recht, denn wir bekommen noch nicht einmal mit, was Kaninchen mit ihren feinen Sinnen wahrnehmen. Ein Kaninchen in Einzelhaltung hat daher ständig das Gefühl, alleine auf alles aufpassen zu müssen, es ist ja niemand da, der rechtzeitig vor einer Gefahr warnen könnte. Wie soll man da entspannt dösen oder auch spielen können? Erst mit mindestens einem Artgenossen an seiner Seite blüht ein Kaninchen auf und erkundet vertrauensvoll und mit Spaß alles Neue im Revier.

Die 2. Grundvoraussetzung: genug Platz

Ein handelsüblicher Käfig bietet einem Kaninchen etwa so viel Platz wie eine Besenkammer einem Menschen. Langeweile ist da natürlich vorprogrammiert, es ist einfach kein Platz zum Spielen und Toben vorhanden. Selbst wenn man seinen Kaninchen täglich einige Stunden Auslauf mit viel Liebe attraktiv gestaltet, bleiben immer noch viele Stunden der Langeweile. Außerdem haben Kaninchen einen völlig anderen Lebensrhythmus als wir. Aktive und ruhige Phasen wechseln sich viel schneller ab und im Schnitt sind sie dann am muntersten, wenn wir schlafen wollen. Dann rütteln die Kleinen verzweifelt am Gitter, versuchen sich einen Fluchtweg zu graben, schmeißen frustriert die Näpfe durch den Käfig oder versuchen, trotz der Enge zu toben. Die Folgen dieser Frustäußerungen reichen von Zahn- und Kieferproblemen über Beinbrüche bis hin zu massiven Verhaltensstörungen wie Aggressionen gegenüber dem Halter. Oder die Tiere geben auf, werden apathisch, verlieren ihre Lebensfreude. Da helfen dann auch keine Beschäftigungsideen für die wenigen Stunden des Auslaufs - da helfen nur mehr Platz und Spielmöglichkeiten rund um die Uhr.

Die 3. Grundvoraussetzung: Beobachten und Mitdenken

Kein Tier ist wie das andere. Was bei einem Kaninchen Freudensprünge auslöst, lässt das andere kalt. Beobachten Sie Ihre Tiere und finden Sie heraus, was ihnen Spaß macht. Achten Sie dabei unbedingt auch auf mögliche Gefahren - alles, aber auch wirklich alles kann gefährlich werden, wenn ein Kaninchen auf verrückte Ideen kommt. Fressen Ihre Kaninchen z. B. Papier und Pappe, sind Spielideen mit diesen Materialien tabu. Zernagen sie Stoff so stark, dass Löcher entstehen, in denen sie mit den Krallen hängen bleiben könnten, muss der Stoff ausgetauscht werden, um Verletzungen zu vermeiden. Alle Höhlen und Unterschlüpfe müssen mindestens zwei große Öffnungen haben, durch die bei Streitigkeiten schnell geflüchtet werden kann. Tunnel dürfen nicht so eng sein, dass ein Kaninchen darin stecken bleiben kann. Alle Stoffe sollten aus Baumwolle sein, da eventuell verschluckte Fasern sonst zu Magen-Darm-Problemen führen könnten. Werden Tücher gespannt, passen Sie auf, dass Ihre Kaninchen nicht versuchen, auf diese instabile Hängematte zu springen und dabei ins Leere stürzen. Die Liste möglicher Gefahrenquellen ist so groß wie die Liste möglicher Spielideen. Mitdenken und Beobachten ist daher eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Fitnessprogramm für Ihre Abenteurer.

Das Anti-Langeweile-Programm für unsere Hauskaninchen

Die Spielideen werden von zwei erfahrenen Stuntkaninchen vorgestellt, die sich jeder Herausforderung stellen und beispielhaft zeigen, was ein Kaninchen so alles mit seinem Spielzeug und der Wohnungseinrichtung seines Halters veranstalten kann.

Höhlenforscher

Kaninchen lieben jede Form von Höhlen und Tunneln. Man kann mit einfachsten Mitteln ganze Höhlensysteme erschaffen, die dann begeistert von den Kleinen erforscht werden. Die Unterschale eines ausrangierten Käfigs kann z. B. mithilfe einer Weidenbrücke, ein paar Kissen, Baumwollteppichen und Handtüchern zu einem regelrechten Abenteuerspielplatz werden:

Ui toll, was Neues! Das müssen wir uns näher ansehen!
Kaninchen Beschäftigung

Hey Bruno, kann es sein, dass du hintenrum etwas fülliger geworden bist???
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Hintereinander geht´s auf jeden Fall besser ...
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Die Statik habe ich übrigens geprüft: Die Decke hält!
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Es sei denn natürlich, irgendjemand setzt sich mit seinem dicken Hintern drauf ...
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Dann wird´s eng ...
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Höhlen lassen sich auch prima mithilfe alter Bettlaken schaffen. Einfach über einen Tisch oder ein Regal hängen, schon haben die Kaninchen einen tollen, neuen Unterschlupf. Bei einem Gehege kann man ein Seil über Eck spannen und aus einem großen Laken oder einigen Handtüchern ein "Zelt" basteln. So ein Zelt ist z. B. auch ein geeigneter Unterschlupf, wenn Kaninchen aus gesundheitlichen Gründen mal nicht springen dürfen und Pappkartons oder Holzhäuser deshalb aus dem Gehege entfernt werden müssen. Und bei einer Erkältung wird das Zelt zu einem kleinen "Gesundheitszentrum", wenn man eine Tasse dampfenden Kräutertees auf die andere Seite des Gitters stellt.

Ein "Zelt" in der Ecke des Geheges.
Kaninchen Beschäftigung

Der Klassiker unter den kostenlosen Höhlen sind Pappkartons. Da sich Kaninchen sehr gerne als Architekten betätigen und z. B. Fenster einbauen, Türen erweitern oder die Decke umgestalten, dürfen nur unbedruckte Kartons verwendet werden.

Hrnggg, unscher Hausch scholl schöner werden, hrnggg...
Kaninchen Beschäftigung

Gut geeignet sind Bananenkisten (ohne Deckel). In die gegenüberliegenden langen Seiten schneidet man große Öffnungen, damit im Falle eines Familienzwistes eine schnelle Flucht möglich ist. Mit der ausgeschnittenen Pappe wird das Loch auf der Oberseite des Kartons zugestopft. Darüber legt man am besten einen kleinen Baumwollteppich, damit die Pappe nicht verrutscht und damit der Karton als Aussichtsplattform und Liegefläche genutzt werden kann.

Richtig spannend werden Höhlen und Tunnel, wenn man sie miteinander verbindet. So lassen sich regelrechte Labyrinthe erschaffen, die mit großer Begeisterung erforscht werden. Zum Bau solcher Labyrinthe eignen sich z. B. Kartons und Holzhäuser verschiedener Größen, Weidenbrücken, Korkröhren, Gras- und Heutunnel, Katzentunnel, Pflanzsteine (Ringwallsteine) und große Abfallrohre aus dem Baumarkt. Als zusätzliche Attraktion kann man dann noch Baumwolltücher, Kissen oder Laken über seine Konstruktion legen oder hängen und Futter verstecken oder an erhöhter Stelle befestigen.

Ich bin gespannt, wo ich rauskomme ...
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Hey, warte auf mich!
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Ooooh, Crazy Daisy hat was zum Futtern entdeckt, nix wie hin ...
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Petersilie am Spieß ... Leggaaaa ...
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Immer nur Schlaraffenland macht faul und träge

Natürlich sollen und müssen unsere kleinen "Oftmampfer" rund um die Uhr ohne Probleme an gesundes Futter kommen. Regelmäßige Fütterungen an mehreren Stellen des Geheges sind wichtig für die Gesundheit und auch für die Harmonie zwischen den Tieren. Einen Teil des Lieblingsfutters und gesunde Leckerlis wie getrocknete Kräuter und Blätter zu verstecken oder so hoch anzubringen, dass sich die Kleinen danach recken müssen, sorgt aber für zusätzlichen Spaß - und für eine schlanke Hüfte.

Wusstet ihr schon, dass Stangensellerie an Bäumen wächst??
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Genauso wie Möhren, Chinakohl, Knollensellerie ...
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Es ist halt ein Zauberbaum - immer wieder anders, aber immer ... leggaaaa!!
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Für den Bau eines Zauberbaums bohrt man verschieden große Löcher in einen dicken Ast und befestigt ihn dann auf einer stabilen Astscheibe oder Holzplatte. Manche Gemüse- und Grünfuttersorten kann man direkt in die Löcher stecken, andere spießt man am besten auf einem kleinen Ast auf, den man dann in ein Loch steckt. Aus Fenchel lässt sich eine halbkreisförmige Halterung für frische Kräuter biegen.

Eine fressbare Frischkräuter-Halterung aus Fenchel:
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Sie können auch einen kleinen Heutunnel aus dem Fachhandel über einen Ast stülpen, der vom Futterbaum aus bis zum Gehegegitter reicht. So kann der Tunnel nicht herunterrutschen, während er sich beim Benagen dreht. An einem gespannten Sisalseil lassen sich ebenfalls Gemüsestücke oder Kräuter befestigen, z. B. mit einer Wäscheklammer.

Dreh dich doch nicht immer weg, du leckeres Ding du ...
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Etwas unpraktisch ist der Zauberbaum ja schon, manches hängt soooo hoch ...
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Eine sehr einfache Möglichkeit, Leckerchen zu verstecken, bieten unbedruckte Papprollen, z. B. die von Toilettenpapier oder Haushaltstüchern. In die Mitte der Rolle packt man verführerisch duftende Trockenkräuter, der Rest der Rolle wird mit Heu ausgestopft. Kleine Löcher in der Pappe bieten einen Ansatz zum Nagen. Auch preiswertes Spielzeug aus dem Fachhandel kann zur Bewegung motivieren, insbesondere ein kleiner Ball, der z. B. mit einer Mischung aus getrockneten Kräutern und Blüten gefüllt wird und herumgerollt werden muss, damit die Leckerchen herausfallen. Viel Spaß machen auch gefüllte Weidenkugeln, bei denen selbst die "Verpackung" schmeckt.

Hauuuu... ruck!
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Sieht zwar aus wie eine Bäh-Salzstange, schmeckt aber lecker nach Weide. Cooool ...
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Buddelspaß mit Dreckgarantie

Das Buddeln liegt Kaninchen im Blut, immerhin verbringen Wildkaninchen eine Menge Zeit in ihren sicheren Bauten unter der Erde. Hauskaninchen in Innenhaltung kann man mit einfachen Mitteln ebenfalls die Möglichkeit zum Buddeln und Graben bieten. Hierfür eignet sich zum Beispiel eine Holzkiste, ein Pappkarton oder ein großes Katzenklo. Wenn das Gehege oder der Auslauf mit einem Boden ausgelegt ist, den man fegen oder leicht absaugen kann, bieten sich viele Materialien zum Buddeln an, z. B. ungedüngte Erde, Heu, Stroh, Rindenmulch oder Spielzeugsand.

Das muss alles raus, raus, raus ...
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Vooorsicht hinter mir, gleich kommt die nächste Fuhre!
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Was treibt Crazy Daisy eigentlich so lange da drin ...
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Boa, da sind ja Trockenkräuter! Danke fürs Ausgraben, hihi.
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Noch alles schön verteilen, Frauchen braucht auch mal etwas Bewegung!
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WIR machen den Dreck nämlich bestimmt NICHT weg, hihi.
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Buddelspaß auf die "sauberere" Art

Unbedruckte Pappe, Papprollen und Packpapier zu zerfetzen und unter sich hindurchzuscharren, ist für viele Kaninchen ein Riesenspaß.

Leute, fördert die Wirtschaft, macht einen Großeinkauf - und schenkt uns die Verpackung!
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Je größer der Haufen, desto besser.
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Kuckuck, sieht mich jemand? Ich hab mich verstee-heckt ...
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Kissen werden sehr gerne mit Zähnen und Krallen bearbeitet, dieser Buddelspaß führt allerdings zu regelmäßigen Käufen neuer Kissenbezüge ...

Wollt ihr mal mein tolles Buddelkissen sehen? Moment, da juckt gerade was ...
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Aaaalso - da kann man ganz toll drauf buddeln ...
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... und man kann reinbeißen und dran rumnagen ...
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... und dann runterrutschen!
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Alles klar?
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Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf!

Aus all den hier vorgestellten "Einzelteilen" lassen sich mit etwas Fantasie immer wieder neue Kombinationen kreieren, die unsere neugierigen Fellknäuel geistig und körperlich fit halten. Bieten Sie Ihren Lieblingen einfach eine neue Zusammenstellung an, sobald Sie merken, dass die alte erforscht und somit langweilig geworden ist. Eine ausrangierte Käfigunterschale, der Bereich unter einem Tisch oder eine Ecke unter einem Regal kann mit preiswerten oder sogar kostenlosen Mitteln zu einem spannenden Abenteuerspielplatz werden, der bei Ihren Fellnasen zu ausgelassenem Spielen und leuchtenden Augen führt - und bei Ihnen zu viel Freude über Ihre aktiven und fitten Tiere.

Viel Spaß wünscht Ihnen und Ihren Hopplern:

Hasenbär Bruno ...
Kaninchen Beschäftigung

Crazy Daisy ...
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und ihr Servicepersonal: Rotraud Hellhake

Die Fotos und der Text dieser Seite wurden uns freundlicherweise von Rotraud Hellhake zur Verfügung gestellt und stehen unter ihrem Urheberrecht! Es ist nicht erlaubt, Text oder Fotos ohne Erlaubnis zu kopieren oder direkt zu verlinken.